Kanada

Reisetagebuch von

(c) Sabine Popp und Markus Severin  

markus@taschepacken.de

 

 Donnerstag, 17. Mai 2001 (Ankunft Vancouver, Vancouver City)

 Die Maschine von CANADA 3000 sollte lt. Ticket um 11.10h abfliegen, hat sich allerdings etwas hinausgezögert, weil irgendetwas mit der Fracht gewesen ist. Hat Biene  vielleicht doch unsere Miezekatze in den Frachtraum getan? Auf alle Fälle ging es um 12.40h ab in die Luft über Grönland nach Calgary (Flugzeit 8 1/2h) und danach weiter  nach Vancouver (Flugzeit 1h). 7.700km Entfernung sind dabei zu überbrücken. Die Maschine ist leider gänzlich ausgebucht und die Chance auf Plätze am Fenster oder am  Notausgang sind null. Nunja, mal sehen was die Knochen später sagen werden. Aber ein volles Flugzeug hat auch stets Sitznachbarn als Folge und neben uns sitzt Hans, der  seit 16 Jahren in Kanada/Williams Lake lebt und eigentlich ein Landwirt aus Hamburg/Wedel ist. Wir schnackten eine ganze Weile und gewinnen schon einmal den einen oder anderen Eindruck von Kanada.

 Beim Verlassen der Flughöhe zwecks Zwischenlandung in Calgary rebelliert Bienes Kreislauf und kann sich mit den kleinen Turbulenzen nicht anfreunden. Nach der Landung  geht es wieder, aber wie wird der nächste Flugabschnitt? Es wird ein besserer Flug und um ca. 14.15h sind wir nach 10 Stunden Nettoflugzeit endlich im Landeanflug auf  Vancouver. Dunkle drohende Wolken, 12 Grad und eine diesige Sicht begrüßen uns. Der Flughafen ist modern und man kann ihm recht zügig entkommen. Lebensmittel  dürfen nicht mit eingeführt werden und danach wird man auch mindestens zweimal gefragt. Selbst beim Verlassen des Flughafens werden die Koffer nochmal geröntgt und  Taschen kontrolliert. Die Anmietung der PKWs kann gleich im Nachbarhaus stattfinden und so haben wir knapp eine Stunde  nach der Landung unseren Wagen, einen  fabrikneuen Chevrolet. Knapp 40 Minuten danach sind wir in unserem Motel, was wir auch spontan finden. Das Fahren mit Automatik (sh. Tipps) ist sofort wieder angenehm  in Erinnerung und die Straßenführung ist sehr einfach zu verstehen, da auch hier größtenteils Straßennummer und nicht Namen vorherrschen.

 Die Online-Buchung des City Centre Motor Hotel hat auch geklappt (abzgl. $5  Rabatt für AAA-Mitglieder) und so genießen wir nach 17 Stunden Reisedauer (vom  Heimatort bis zum Motel) endlich das Gefühl mal für 2 Stunden in Ruhe zu schlafen. Der Körper nimmt sich, was ihm zusteht. Das Motel liegt rd. 1km südlich von Chinatown  und ist für $59,50 incl. Tax die Nacht ein für Vancouver-Verhältnisse sehr guter Deal.

 Zum Essen per Fuß zu gehen, dazu sind wir zu müde, daher fahren wir ins "Naam", einem vegetarischen und veganischen Restaurant, wo es einen Mega-Teller Nachos (mit  Mozzarella überbacken und Dips... megalecker), Pizza und Thai-Nudeln sowie Cola und grünen Tee gibt ($30). Interessante junge Leute, einem Gitarrenspieler (jeden Abend  Live-Musik) und gute Stimmung lassen dieses Restaurant gut in Erinnerung bleiben. Allerdings sind wir jetzt hundemüde und fahren straight to the motel ins Bett.

 

Freitag, 18. Mai 2001 (Vancouver)

 Bedeckt, 14 Grad, aber trocken und hinein in den Tag. Tja, die Zeitumstellung fordert noch immer ihren Tribut, so dass ich bereits zum Sonnenaufgang um 5.30h wach bin.  Irgendwie kriegen wir die Zeit auch so rum und gehen in die Stadt. Das Motel liegt gerade 1 km südlich von Chinatown, so dass wir dort zu erst landen und dann durch  Gastown streunen. Anscheinend gilt man hier absolut als Frühaufsteher, denn die Geschäfte machen oftmals erst um 10h auf (in Chinatown schließen sie auch wieder um 6h)  und auch in den Frühstücksbars ist recht wenig los. Hier in Vancouver ist anscheinend alles sehr relaxt. Chinatown ist nicht so touristisch wie in New York  oder San  Francisco. Hier ist ist sogar etwas weitläufiger und der typische Charme entsteht irgendwie nicht, vielleicht hängt es auch mit den Drogensüchtigen zusammen, die an vielen  Ecken sind. Um die Ecke in Gastown sieht es schon wesentlich aufgeräumter aus, denn hier wurde mit viel Mühe ein Distrikt in Stand gesetzt und das mit Erfolg. Gerade  Abends ist es hier sehr schön, da viele Restaurants zum Leben beitragen und die Shops länger geöffnet sind.

 Der obligatorische Gang über die Robson-Street darf nicht fehlen und das ziehen wir auch vom Anfang (Robson Square) bis zum Ende (Stanley Park) durch. Viele kleine  Geschäfte reihen sich hier aneinander und das Schlendern wird für uns nicht langweilig. 3 bunte Shops, ein von Chinesen geführtes Souvenirgeschäft, ein Coffeeshop und ein  Restaurant ist die übliche Aufteilung und dann fängt es wieder von Neuem an. Riesengroße Kaufhäuser sind hier Fehlanzeige (Am Robson Square ist eins = Eatons). Gut hat  uns am Ende der Robson Street der Robson Fresh Market (Obst, Fisch, Käse, Restaurants) und quer gegenüber Capers (ein Tipp von Bienes Chef Dirk Töfflinger - vielen  Dank), ein Lebensmittelmarkt, der superhübsch gestaltet ist und der auf ökologische Produkte setzt, dabei kann man dann auch zusehen, wie Brot, Nudeln und Fleischwaren hergestellt werden.

 Nur ein paar Meter weiter wird es für Biene ernst, bei Alley Cat (1779 Robson Street) leihen wir uns für je $10 zwei Fahrräder, um den Stanley Park zu erforschen.  Eigentlich nichts schlimmes, aber genau vor einem Jahr waren wir ja in San Francisco und haben uns dort Mountain Bikes ausgeliehen, was aufgrund der diversen steilen Hügel  unter die Rubrik "für Fortgeschrittene" fiel. Aber heute wird alles gut, denn ich muß unter Eid aussagen, dass keine Hügel, Berge oder Steigungen auf der Strecke um den Park  sind. Das sind sie auch nicht. Der Verleiher wirbt zwar mit $8 pro Bike&Tag will aber $14 haben, was uns erstaunt, denn wir sollten doch Mountain Bikes nehmen, die  normalen ($8 und $2 fürs Schloss) haben nur 7 Gänge und wir würden bestimmt wiederkommen, und dann tauschen wollen. Wenn da keine Hügel sind, wieso braucht man dann ein Moutain Bike? Und das braucht man auch nicht. Die Seawall Promenade führt 9,5km ebenerdig direkt am Wasser entlang und ist für Fußgänger, Inline Skater und  Fahrradfahrer gedacht. Mit Blick auf die Skyline von Vancouver geht es los, dann schauen wir uns zum ersten Mal die riesigen Totem Poles (Totempfähle) an, fahren dann zum Aquarium ($13,85 p.P.). Dort kann man die Mangrovenwälder  Amazoniens unter und über Wasser erkunden (gut gemacht), die Unterwasserwelt der kanadischen Westküste, Frösche Kanadas und dann die großen Außenbecken mit Seehunden und Seelöwen (agil wie nichts gutes). Supersüß sind natürlich  die beiden Seeotter, die wir durch eine Panzerglasscheibe über und auch unter Wasser beobachten. Sie spielen, putzen  und "fliegen" durchs Wasser. Fast eine halbe Stunde schauen wir den beiden zu, doch wir wollen noch zu den großen  weißen Beluga-Walen, die auch über und unter Wasser zu beobachten sind. Das Füttern der Wale ist auch sehr gut gemacht und wissenswert kommentiert.

Vom Aquarium geht es an der Küste weiter. Die Bewaldung nimmt zu und wir fahren nun auch an steilen Steinhängen direkt am Wasser entlang, zwischendurch könnten wir sogar an Strand  gehen (insgesamt gibt es dort zwei), denn die Sonne ist rausgekommen und verwöhnt uns beim Fahren. Ah, toll. Wir  fahren die Küste weiter bis in die Stadt zur Granville Island, allerdings ist es schon 16.30h und die Shops dort machen um  18.00h zu, so dass wir nicht mit Wassertaxi ($2 pP + $0,50 je Fahrrad) übersetzen, sondern die Fahrräder wieder zurückbringen.

 Zum Essen gehen wir ins Gastown-Viertel zum Inder. Vancouver hat von jedem Land auf der Welt mindestens ein  Restaurant und daher wollen wir mal was "exotisches" probieren. Das Essen ist von den Gewürzen her hyperinteressant  und das Restaurant sehr nett, aber die Geschmacksnote halt nicht ganz unser Ding... aber der Iced Tea ist hervorragend ($38). Zurück durch Chinatown (die Junkies fangen jetzt an zu dealen) ins Motel und dann ab in den Komaschlaf  verfallen.

 

Samstag, 19. Mai 2001 (Vancouver Island - Butchard Gardens - Victoria)

So, schnell die Telefonkarte ausprobieren (in Deutschland ist es ja schon 17.00 Uhr) und bei Bienes Eltern kurz mitteilen, dass wir gut angekommen sind. Dabei stören wir  wohl eher, denn es ist der letzte Bundesligaspieltag und es fällt gerade in der 89. Minute das entscheidende Ausgleichtor für Bayern München im Volksparkstadion, so dass  München mal wieder Meister ist. Taschepacken ist jedoch angesagt und dann ab zum Frühstück zum holländischen Pfannkuchenmacher bei uns um die Ecke.  Riesenpfannkuchen mit Beeren und Sahne sowie Pfannkuchen mit Spiegeleiern und Bratwurst. Nun, mal was anderes, allerdings wer mal in Grömitz ist, sollte die Pfannkuchen  in Nickel´s Milchbar an der Kurpromenade mit Schokosauce, Kirschen und Vanilleeis probieren. Ein himmlischer Genuss, der jetzt allerdings 7.800 Kilometer entfernt ist.

 Zum Fähranleger Tsawwassen geht es rd. 35 km nach Südwesten. Das Ticket für ein PKW mit zwei Erwachsenen ist mit $48 recht happig, aber ohne Alternative. Wir  erhaschen die 12 Uhr Fähre und sind rd 1 1/2 Stunden später in Swartz Bay. Die Fahrt mit der Fähre geht dabei durch die Gulf Islands, die dicht an uns bei strahlendem  Sonnenschein vorbeiziehen. Wir sitzen draußen auf den Bänken und schauen uns die Inseln, die Boote und das Wasser an. Toll. Auf Vancouver Island (so groß wie  Irland!!)angekommen, fahren wir durch kleine sehr schöne, bunte Orte die Straße 17a zu den Butchart Gardens ($16 pP). Teilweise führt die Straße auch direkt am Wasser entlang.

Die Gardens begrüßen uns mit Sonnenschein und einem Meer von blühenden Blumen gleich bei der Einfahrt. Gleich im  "Sunken Garden" werden wir von einer gartengestalterischen Meisterleistung begrüßt. Jetzt im Frühjahr blühen auch noch  sämtliche Rhododendren, Azaleen und einige Bäume, was an eine regelrechte Farbverschwendung erinnert. Die Gärten  sind hier auch teilweise dreidimensional gehalten. An jeder Ecke tut sich ein neuer Anblick für uns auf. Ein Riesensofteis, Sonnenschein und die Wasserfontäneninszenierung werden von uns gleichzeitig genossen. Es gibt auch noch die  Rosengärten und die japanischen Anlagen, aber auch die kleine Eingangsstadt ist liebevoll kreiert und wirkt sehr angenehm.  Der Frühling ist zum Besuch fantastisch und wir fahren dankend nach 2 1/2 weiter nach Victoria. Leider ist ein Fotofilter runtergefallen und hat sich in Splitterteile aufgelöst; Schwund gehört wohl auch zum Reisen.

Tja, irgendwie ist doch am vorletzten Montag im Mai immer was,  achja, Victorias Day, sprich verlängertes Wochenende und ein Garant für belegte und überteuerte Motelzimmer. Auf der Victoria- und Vancouver-Island Karte steuern wir daher lieber gleich  ein Bed&Breakfast in Cityrandlage an und werden bei Marion´s B&B gleich fündig. Ein nettes kleines Zimmer und eine  liebevolle Gastgeberfamilie. Es werden gleich die Frühstücksfragen und die Preisfrage ($60 incl. Tax und Frühstück pro Nacht) geklärt.

Um die Ecke ist eine Einkaufsmall names Hillslide, die wir um einige Getränke erleichtern. Ab und zu muß man auch mal Glück haben und für eine Levis investiere ich schlappe $34 + Tax.  Zum Essen suchen wir uns ein Restaurant in der Wharf Street, es gibt dort ausreichend viele, aber teilweise wegen des Wochenendes auch mit Warteschlangen, doch im ´Süze´ finden wir noch was. Ellengroße, sumsensde, aber auch  aufmerksame Bedienungen mit hipper lauter Musik sprechen für den Laden. Die Pizza von Biene ist eher normal, aber die  Fettucine mit Garnelen, Spinat, Tomaten, Croutons, Parmesan und Basilikum eine wunderbar eßbare Kombination ($33). Ein kurzer Verdauungs-Spaziergang zum Parlaments-Gebäude (von tausenden leuchtenden Glühbirnen umrahmt) mit einer  steifen Brise soll als Schlafmittel dienen, aber wir fallen auch so schon ins Bett.

 

Sonntag, 20. Mai 2001 (Victoria)

Waffeln mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne dazu Toast, Tee und O-Saft. Was für ein Tageseinstieg. Tom & Marion sowie die koreanische Schülerin (für ein Jahr hier)  leisten uns beim Frühstück Gesellschaft. Von Victoria sind wir bisher sehr angetan, hingegen meint Marions Ehemann, der Rentner ist, dass Victoria eine Stadt für alte Leute  ist, die ihre Eltern besuchen. Nunja, das lassen wir mal so stehen. Draußen scheint die Sonne bei 20 Grad und wir fahren daher den Marine Scenic Drive von der östlichen  Cadboro Bay entlang der Küste bis zum Fishermans Wharf. Falls wir je Bedenken hatten, ob der Mai überhaupt sich zum Reisen nach Kanada eignet, so sind diese derzeit  völlig verschwunden. Gleich am Anfang genießen wir den Ausblick vom Cattle Point. Die Küste ist hier felsig und rauh mit einem Blick auf die gegenüberliegende Seite, den Olympic Mountains in den USA. Was für eine Szenerie! Weiter fahren wir durch einer des besten Wohngegenden Victorias. Immer wieder blühende Gärten, traumhafte  Aussichten aufs Wasser, viele süchtige Jogger und schöne alte Baum-Alleen. Etwas südlich vom Parlamentsgebäude  parken wir unseren Wagen ("Chevi" haben wir ihn getauft) kostenlos und gehen dann in das Royal British Columbia  Museum. Thema ist hier die Provinz British Coumbia und ihre Vergangenheit was Tiere, Pflanzen, Ureinwohner und die ersten Siedler angeht. Alles ist herrlich plastisch nachgestellt und hinter jeden Ecke kommen neue Eindrücke zum  Vorschein. Besonders eindrucksvoll ist die Nachbildung einer ganzen Pionierstadt mit Sägemühle, dem Schiff von Thomas  Cook und einigen Läden. Die Geräuschuntermalung und die tollen Darstellungen sorgen dafür, das man sich ständig nach  Fischersleuten, Fuhrmännern und Co. umschaut und zu bestimmten Zeiten laufen sogar 2 oder 3 "Darsteller" dort umher. Die drei Stunden vergehen wie im Flug.

Draußen schlendern wir durch die Einkaufsstraßen und landen kurz vor der Fisgard Street auf einem Markt, der immer sonntags stattfindet  (Mai bis September). Die Sachen sind allesamt interessant, aber leider auch nicht ganz billig (bringt gute Handarbeit leider so mit sich)... wie viel Gepäck durften wir noch mit zurücknehmen? Über den Bastion  Square (dort findet heute auch noch zufällig ein toller Handwerkermarkt statt) geht es zum Inner Harbour, wo eine junge Musikband spielt. Wir setzen uns dazu, lauschen der handgmachten  Musik und lassen die Sonne auf unser Haupt scheinen. Letztere zuviel, wie wir abends feststellen werden! Direkt vorm Empress-Hotel am  Wasser spielt ein High School Big Band aus dem Staate Washington, USA, die auch gleich eine Riesenstimmung verbreiten. Weiter am Kai entlang sehen wir noch  Dudelsackpfeifer, Didgeridoo-Spieler, Schmuckverkäufer, Bildersprayer (Bienes favourite) und viele Künstler mehr. Die Stimmung ist riesig  und fröhlich, hier halten wir es gut aus. Vor dem Parlamentsgebäude positioniert sich mittlerweile eine rund hundertköpfige High School Big Band, die auch gleich die Zuschauer in ihren Bann zieht. 

 Das Wetter ist voll auf unserer Seite und daher fahren wir noch zum Fisgard Lighthouse, wobei wir kurz vorher umdisponieren müssen, denn  das Gelände ist nur bis 5.30h geöffnet, aber das macht nichts, denn ein paar Meter weiter ist ein kleiner rauher Strand mit Traumkulisse im  Hintergrund. Hier ist auch der Treff vieler Familien, um den Tag ausklingen zu lassen. Kurz vor Sonnenuntergang wird es jedoch wieder kalt  und so fahren wir zurück in die Stadt, um ein Restaurant in Chinatown zu finden. Gleich das erste soll es ein, denn wir sagen uns immer, die  Restaurants mit den Neonlampen und den Papiertischdecken sind oftmals auch sehr nette, freundliche und interessante Essensmöglichkeiten. O.k., die Bedienung hat uns eigentlich auch keine Chance gelassen, denn sie hat uns vorm Eingang beim Kartestudieren "abgefangen" .Und auch hier war das Personal gut drauf und  das Essen mit dem Special Rice sehr lecker (... und preiswert: $24).

Je dunkler es Draußen wird, desto heller leuchtet unser Sonnenbrand im Gesicht und auf  den Armen, das führt auch unmittelbar zu Müdigkeitsattacken mit den entsprechenden "Folgen".

 

 Montag, 21. Mai 2001 (Victoria´s Day Parade - Chemainus - Tofino)

Der Tag beginnt mit Bagels sowie Rührei mit Schinken, die Marion in ihren diversen Pfannen für uns zubereitet. Wir verabschieden uns mit Umarmung von Marion und fahren wohlgenährt in die  Stadt, und zwar ist ja heute die Victorias Day-Parade auf der Douglas Street. Der letzte freie Parkplatz ist unser und wir  laufen den Leuten mit den Klappstühlen und Getränkeboxen einfach hinterher. An der Straße sitzen bereits hunderte von Menschen, applaudieren dabei den High School Big Bands und den diversen anderen Teilnehmern... von der  Gemeinschaft der Türkisch-Kanadischen Freundschaft bis zum Blindenhund-Verein.

Eine tolle Parade und eine beeindruckende Stimmung können wir hier erleben, aber leider müssen wir uns schon viel zu  früh wieder auf den Weg machen. Um 11h fahren wir dann den Canada Highway Nr.1 Richtung Westküste. Die ersten Kilometer sind Landschaften, wie man sie als Kanadaurlauber erwartet: hohe Berge, viel Wasser und Sonne. Entlang  Duncan, der Ort mit den Totempfählen, vorbei an Nanaimo, aber rein in den kleinen Ort Chemainus. Der Ort ist bekannt durch seine Hauswandmalereien, von denen wir uns mit Hilfe der aufgemalten Fußspuren auf den Gehwegen einige anschauen. Die Bilder zeigen Szenen aus dem 19. Jahrhundert von den  Anfängen der Besiedlung dieser Gegend. Eine interessante Idee und der Ort lebt dadurch auf, denn es sind viele kleine  Geschäfte mit schönen kreativen Sachen ansässig. Biene kauft sich gegen die heiße Sonne einen "Paddington-Bär"-Hut,  den ich erst als etwas zu knuddelig abstemple, aber der dann doch irgendwie gut ausschaut. Weiter geht es auf der Straße Nr. 1 bis wir auf die Nr. 4 abbiegen. In Coombs gibt es nur Läden, die etwas skurril ausschauen, besonders einer, wo auf dem Dach die Ziegen grasen. Im Little Qualicum Falls Provincial Park  bewundern wir die beiden Stromschnellen, die durch den Canyon hier fließen. Dazwischen ist das Wasser glasklar und sicherlich auch sehr, sehr kalt. Die  Schilder "Bitte nicht Springen" können nicht ernst gemeint sein. Die Luft ist herrlich, genau 20 Grad und das bei klarem Sonnenschein; wir sind zufrieden.  Nur wenig weiter stoppen wir am MacMillan Provincial Park und bewundern hier den Cathedral Grove, einen Weg mit riesigen  Douglas-Tannen, die teilweise älter als 800 Jahre sind. Interessant wirkt es, da in 1997 ein Sturm einige der Bäume umwarf und  nun ein Teil des Waldes gerade neu nachwächst. Es riecht überall nach Holz, nach Harz und nach Baumrinde. Herrlich urig!

 Von nun geht es über 100 Kilometer nur durch Berge entlang von Flüssen und Seen. Im Hintergrund immer wieder die  schneebedeckten weißen Berge, die das beeindruckende Panorama abrunden. Die gesamte Strecke, so stellen wir fest, hat nicht  einen einzigen Viewpoint, wahrscheinlich weil die ganze Strecke einer ist und wir eigentlich jetzt ein Cabrio für die Aussichten  benötigen. Ein ganz besonderer Punkt ist irgendwo nach 80 Kilometer, wo wir unverhofft aus rd. 12 Metern einen Schwarzbären  beobachten können. Er ist absolut ruhig und sucht nach was Eßbarem im Unterholz. Tolle Natur, wie man sie sich nur wünscht. Aber als kleine Steigerung sehen wir auf der anderen Seite der Straße aus nächster Nähe eine Schwarzbärenmutter mit ihrem Kleinen. Zuckersüß! Glücklich fahren wir die Serpentinen (rd. 2 Stunden sind  wir nun schon durch die Berge unterwegs) weiter bis zur Küste. Am berühmten Long Beach, der bestimmt auch noch berühmt für seine Parkplatzgebühren wird (mind. $3, max. $8, was aber auch gleichzeitig Parkeintrittsgebühr  darstellt), genießen wir den Pazifik bei strahlendem Sonnenschein und einer angenehmen Meeresbriese. Den Bodysurfern schauen wir interessiert zu, wie sie im eiskalten Wasser auf die richtige Welle warten. Die Brandung zieht sich  hier sehr lang und weich hin, es liegen hunderte von Baumstämmen herum und der Wald Kanadas scheint in das Wasser hineinzuwachsen. Traumhaft.

In Tofino buchen wir uns in das Dolphin-Motel ein (einfachste Zimmer, die Zimmer 1-4 liegen sehr, sehr ruhig fast direkt im Wald, $115 für 2 Nächte / eine  Nacht davor hat das Zimmer noch $90 pro Nacht gekostet). Die Dusche hat ein Fenster, durch das man beim Einseifen direkt in den Wald fassen kann. Dann fahren wir nach Tofino rein und setzen uns am  Pier zu einigen anderen. Nahezu 8 Stunden sind wir seit Victoria mit den Stops unterwegs gewesen. Die Sonne versinkt langsam und die Bucht erscheint im sanften Rot mit einer herrlich romantischen  Bergszenerie im Hintergrund. Uns geht es gut! Ein Wasserflugzeug hebt vor unseren Augen ab. Die Westcoast wird auch als die  Wetcoast bezeichnet, da die Regenmenge hier bei über 3.000mm/Jahr liegt und es eigentlich 6 Mal die Woche regnet. Heute war dies nicht der Fall.  Nachdem die Sonne im Pazifik versunken ist, gehen wir noch fix im Raincoast Café was sehr Schmackhaftes essen (Pasta Penne mit Garnelen, Spargel und Paprikasauce und Spaghetti mit Vancouver Island Muscheln, Garnelen und  Cashew-Nüssen - lecker: $47). Dann geht es ab ins Motel, um den morgigen Whale-Watch-Trip      zu planen.

 

 Dienstag, 22. Mai 2001(Tofino - Whale Watching - Uclulet)

Zweiter Tag Tofino heißt auf zu den Walen. Hochsaison ist zwar März/April und August/September, aber wenn wir schon  einmal hier sind, wollen wir unser Glück versuchen und buchen für $65 pro Person einen Trip morgens auf einem Zodiac-Boot. Die Zodiacs sind diese megaschnellen großen Schlauchboote, wo ein Führerhaus hinten drauf ist. Kurz nach  9.00h ist Eintreffen bei Jamie´s, wo wir zunächst eher dran denken, ob wir denn die Apollo 13-Mission neu besetzen sollen, denn die dicken, voluminösen See-Anzüge lassen uns wie ein Marshmallow-Männchen ausschauen. Es dürften  mittlerweile 18 Grad bei strahlender Sonne sein, so dass die im Anzug gemessene Temperatur kurz vor Saunaaufguss  beträgt. Unser "Kapitän" ist ein junger, aber erfahrener Spunt, der mit uns gleich in die Bucht fährt. Ruhiges, fast glattes  Wasser liegt vor uns, laut Anzeige am Ortseingang sind die Wellen moderat und das Boot gleitet drüber hinweg. Der  Kapitän beschleunigt und zeigt uns auf einer Insel ein Weißkopf-Seeadlernest, welches auch von einem Adler besetzt ist,  aber dann geht es los: Das Boot beschleunigt auf rd. 60 km/h und es wird lustig, so dass als erstes die Kameras besser festgehalten werden. Als nächstes werden die Mützen aufgesetzt, wobei viele auch schon die Kapuzen der Jacken  dazunehmenn und denn Abschluss bilden dann die Handschuhe gegen die kalten Finger. Die Bucht öffnet sich zum Meer und der Zodiac hebt teilweise ab und fliegt dabei von  Welle zu Welle. Jetzt werden die Hände zum besseren Halt schon wichtiger, alle Teilnehmer verstummen langsam und konzentrieren sich auf die rasante Fahrt. Schaukeln tut  das Boot in der Fahrt nicht, am wenigsten hinten, daher sitzen wir auch dort, denn Biene kennt ihre Probleme schon von vergangenen Bootsfahrten (Great Barrier Reef läßt  grüßen). Hinten kann die Sicht bloß durch die anderen etwas beeinträchtigt werden. Aus der Bucht raus läßt unser Führer das Boot treiben und erzählt einiges Wissenwertes  über die hier vorkommende Wale. Gleichzeitig müssen wir alle umherschauen, ob ein Wal auftaucht und eine Fontäne ausstößt. Es ist die einzige Möglichkeit, sie zu  entdecken. Und nach rd. 5 Minuten entdeckt Biene einen Wal mit Fontäne zwischen den Wellen und den Gischten dieser. Wir fahren etwas näher ran, aber bestimmt nur 40  Meter an das Tier. Die Wale sind derzeit zum Fressen in der Bucht. Sie tauchen einige Minuten ab, kommen dann prustend wieder hoch. Es ist ein Grauwal der an uns  vorbeizieht. Alle paar Minuten sehen wir eine Fontäne und den Rücken des Tieres. Die Bilder von den Postkarten, die eine  steil aus dem Wasser ragenden Schwanzflosse oder einen springen Wal zeigen, sind wohl der Sechser im Lotto und nicht  zu erwarten. Von dieser Illusion haben wir uns auch im Vorwege gelöst. Eine ganze Zeit treiben wir draußen auf See, was  für Seekranke schlimmer ist als die rasante Fahrt (Stiftung Biene-Test). Gerade noch rechtzeitig geht es zurück zur Küste  und ab in den Hafen. Ein zweistündiger Trip bleibt uns super in Erinnerung und mit der gewonnenen Erfahrung, dass Biene  wohl so schnell nicht wieder etwas betritt, was mit Steuer- und Backbord zu tun hat. Danach sitzen wir noch mit den  anderen Teilnehmern auf der Terrasse von Jamie´s. Mit Blick auf die Bucht geniessen wir einen Tee, philosophieren jedoch auch darüber, dass die Reise bei schlechtem Wetter oder bei höherem Wellengang enorm an Reiz verloren hätte.

 Das Erlebnis verdauen wir nur langsam. Biene und ich resümieren: Gestern ein paar Bären, heute Wale, ach, so meint  Biene, ein Weißkopfseeadler in Aktion fehlt noch. Kurz vor Tofino liegt im Pacific Rim National Park (nirgendwo ist eine  Kontrollstation für den Parkeintritt) der Ausblick Radar Hill, mit einer Sicht auf die Wälder und auf die Pazifikküste. Hier  hören wir alle paar Minuten die Nebelhörner der großen Schiffe. Trotz bestem Wetter liegt auf dem Meer eine dicke Nebelsuppe, die in den Küstenwald verschwindet.

Einen Einblick von dem Küstenwald gewinnen wir auf dem 1 km langen "Schooner Boardwalk Trail", der von einem Parkplatz (2h=$3 /  gleichzeitig Parkeintritt) zugänglich ist. Auf Holzstegen wandern wir durch dichten, moosbewachsenen Nadelwald, der wenig Licht durchläßt, aber im schönsten Grün erscheint. Bäume wachsen auf umgefallenen Stämmen, Moos wickelt sich  um Äste und auch Wasser hören wir irgendwo immer rauschen. Ein toller Weg, der uns immer wieder die Frage stellen läßt, wie sind damals die ersten Siedler hier durchgekommen? Der Wald ist manchmal gespenstig eng und grün, aber dann  hat ein umgefallener Baum wieder Licht für eine neue Episode Leben geschaffen. Am Ende des Trails kommt man zum  Nordteil des Long Beach. Nachdem wir gestern in der Mitte des Strandes waren, so stellen wir jetzt fest, dass dieses Nordende der schönste Teil schlechthin ist. Glasklares flachauslaufendes Wassser,  bewaldete Inseln und hohe Berge im Hintergrund, das ist einfach phänomenal und bedarf keiner weiteren Wörter. Wer auf dieser Ecke mal sein sollte, dem empfehlen wir die Zodiac-Tour, diesen nördlichen Strandabschnitt und einen  Sonnenuntergang vom Fishermans Pier in Tofino. Dies sind die Sachen, warum der Mensch Endophine produziert und glücklich ist. Am Strand schlendern wir umher und entdecken dabei einen Weißkopfseeadler, wie er gerade ins Wasser  stürzt, um sich seine Beute zu krallen. Dann fliegt er über unsere Köpfe hinweg in den Wald. Wow, Canada at his best!

Den Boardwalk zurück (inkl Strand 2 Stunden mal eben) und wir fahren nach Uclulet, der Ort am Südende. Allerdings hat er viel weniger Charme  als Tofino und einzig der Weg am Leuchtturm erscheint interessant. Den Küstenpfad gehen wir ein wenig entlang und essen Kekse sowie Chips auf einer Bank, während wir die Aussicht auf die rauhe Felsenküste in uns aufsaugen.

 Kurz noch in Uclulet Sonnencreme einkaufen, wobei eigentlich Prophilaxe gnadenlos zu spät ist, denn die Verbrennungen  werden wir damit nicht lindern können. Dann fahren wir nach Tofino und essen sehr gut im Schooner Restaurant. Die Spare Ribs mit Kartoffelmus,  Papaya-Kraut und gegrillten Spargel sind klasse, aber auch die in Knoblauchbutter geschwenkten Garnelen mit Papaya-Kraut und Fenchelreis (naja) sind erstklassig. Leider auch etwas teurer, aber dafür ergattern wir einen der  wenigen Fensterplätze mit Blick auf die Bucht bei Sonnenuntergang. Das ist das Geld wert ($51).

 

Mittwoch, 23. Mai 2001 (Fährfahrt nach Vancouver - Hope)

Unser Motel mit Küche nutzen wir nochmal, um uns ein Frühstück mit  Bagels und Toast zu machen. Dann geht es leider weiter und wir verlassen Tofino. Beim Long Beach fahren wir noch einmal auf den Parkplatz und schauen auf den Strand mit dem  endlosen Pazifik. Mit Sonne pur geht es nun 200 Kilometer bis Nanaimo, allerdings brauchen wir für die Fahrt allein schon  3 Stunden ohne die Zwischenstopps an einem schönen spiegelnden See und an den einsamen Englishman Falls Provincial Park. In Nanaimo fahren wir zum Fährterminal und warten auf das Ablegen des Schiffes. Dabei wird unser Wagen zum  Backofen und wir entsprechend zu gebackenen Brötchen. Die Fahrt mit der Fähre nach Horseshoe-Bay ist nicht ganz so  beeindruckend wie die Hinfahrt duch die Gulf Islands, einzig die Anfahrt auf das Gebirge des Festlandes ist faszinierend.

 Durch Vancoucer im Feierabendverkehr ist eigentlich wie überall, einfach nur voll und mit stop-and-go verbunden. Unser  Ziel ist Hope, etwas westlich von Vancouver gelegen. Die Straße Nr. 7 ist ab Höhe Langley interessant (daher nehmen wir  auch nicht den Highway). Durch Täler mit Landwirtschaft entlang hoher weißer Berge geht unser Weg. Dicke dunkle Wolken ziehen auf, die Temperatur beläuft sich auf 25  Grad und heiße Böen kommen auf. Es riecht nach Gewitter, aber es bleibt trocken. Schon komisch das Wetter hier auf der anderen Seite der Erde.

 Hope ist ein 7.000 Seelendorf mit einem Dutzend Motels die allesamt um die $45 oder $50 haben wollen. Wir kommen in dem Swiss Chalets Motel für günstige $45 unter,  wobei uns eine Japanerin empfängt und wir den Preis von $55 drücken können. Essen muß man in kleinen Orten immer rechtzeitig, daher beeilen wir uns und finden ein  all-you-can-eat-Buffet mit einer Mischung aus chinesischem und westlichem Essen in einfacher Qualität mit nettem Service (Suzi Q) ($30).

 

Donnerstag, 24. Mai 2001 (Hope - Pentiction - Kelowna - Revelstoke)

 Im Rolly´s sollten wir eigentlich gestern laut Rezeption schon zum Dinner gehen, aber wir entschieden, dies Restaurant zum Frühstück auszuprobieren. Ich bestelle einmal die  Pancakes (6 Stück! - Diese Masse stand aber auch nicht auf der Karte drauf) mit Erdbeeren und Biene die belgischen Waffeln mit Blaubeeren. Aus dem Restaurant können  wir nur noch rausrollen (und haben dabei noch die Hälfte zurückgegeben).

 In der Nähe (15km nördlich von Hope) besuchen wir die Othello Tunnels. Zur Erschließung des Gebietes wurden in einem Canyon am Fraser River Eisenbahntunnel durch  den Felsen getrieben. Durch vier dieser Tunnel gehen wir und haben dabei ständig den rauschenden Fraser River neben uns und stellen mal wieder die Frage, wie die Arbeiter  das in dieser Umgebung und zu den damaligen Bedingungen verwirklichen konnten. Übrigens... der erste Rambo-Film wurde hier auch gedreht.

 Für den Rest des Tages ist nur noch Autofahren angesagt. Zunächst die Straße von Hope über Princeton nach Pentiction. Am Manning Provincial Park fahren wir zum  Cascade Lookout. Oben scheint die Sonne auf die umliegenden Bergspitzen. Bis zu den Bergen der USA schauen wir von diesem fantastischen Viewpoint. Eine Schautafel  zeigt zwei Vögel und zwei Nagetiere (Squirrel und Chipmunk). Genau diese vier Tiere sind auch gleich bei Ankunft anwesend und besonders die kleinen Nagetiere faszinieren uns wieder, wie schon in den Nationalparks der USA.

 Wieder auf Straße geht es noch kurz zum Beavers Pond, aber die Biber-Nager sind leider nicht da. In Pentiction wird es merklich wärmer. Hier beginnt das Okanagan Valley,  welches für seinen Reichtum an Obst und Gemüse bekannt ist. Sicherlich an die 30 Grad und ein sehr warmer Wind herrschen hier vor. Die Straße geht nun kilometerlang (70  km mindestens) am Wasser des Lake Okanagan entlang und wir legen nur noch einen kleinen aber netten Stopp bei einem der zahlreichen Obstlädchen am Strassenrand ein.

 In Kelowna kann man zu den reichhaltigen Obstständen nun auch Weingüter besuchen. Aber unsere Fahrt geht weiter nach Norden. Langsam fängt auch die Landwirtschaft  mit Rinderhaltung hier an und das Tal wird immer grüner, fast nur noch Wiesen herrschen vor. Plötzlich ist das Tal nach fast 300km zu Ende und wir landen auf dem  Trans-Canada-Highway, wo wir nach Osten in Richtung Rocky Mountains abbiegen. Jetzt können wir auch endlich mal so richtig die Maschine des Wagens wieder anheizen,  da hier 100 km/h erlaubt sind und ein schnelles Vorwärtskommen bei traumhafter Landschaft möglich ist.

 Um 19.30 Uhr treffen wir endlich in Revelstoke ein, checken im Motel ein und finden ein gutes Family-Restaurant namens Emo´s. Die Pizza mit Huhn und Champignons sowie  das BBQ-Chicken mit Pommes sind super. Der Ort hat eine eigene kleine Brauerei (Micro-Brewerie), die auch ein Kölsch herstellt, welches zum Essen ganz wunderbar schmeckt ($33).

 

Freitag, 25. Mai 2001 (Glacier National Park - Kootenay National Park)

 Revelstoke und die Gegend einschließlich Glacier Nationalpark sind bekannt dafür, dass es nur zweimal in der Woche regnet, einmal für 3 Tage und dann noch einmal für 4 Tage. Im Winter liegen hier durchschnittlich 9 Meter Schnee und auch jetzt sind hier noch einzelne Schneebrocken am Straßenrand. Derzeit sind hier jedoch rund 15 Grad und  es ist heiteres Wetter. An windstillen Ecken wird es sogar richtig heiß und kurze Klamotten sind angesagt.

Im Revelstoke National Park sind einige der Hiking-Trails noch nicht geöffnet, aber es interessiert uns eh nur der Cedars  Nature Trail. Ein Boardwalk (Holzweg) führt rund 500 Meter durch dichten Zedernwald und erklärt dabei mit Schautafeln,  wie wichtig der alte Wald für die Pflanzen, Tiere und die globale Welt ist. Einige Tafeln sind sehr kritisch und haben dabei  immer wieder das Thema der kommerziellen Waldnutzung und der Erderwärmung als Thema. Der Wald ist hier klasse anzuschauen und insbesondere durch die natürlichen Baumstürze wird hier vieles verständlich, wie ein Wald funktioniert.

 Den Revelstoke National Park verlassen wir und kommen in der Glacier National Park. Durch beide Parks kann man recht schnell durchfahren, ohne sie richtig bemerkt zu haben. Im Glacier National Park besuchen wir das interessant  gemachte Visitorcenter (süße Squirrels inklusive). Das Gebäude ist mit einer Schneelawinenschutzkonstruktion versehen  und innen sehen wir uns einen Film über die Schneemassen mit den Lawinengefahren an. Lawinen sind im Glacier National  Park ein Riesenproblem und auch auf dem Trans-Canada-Highway ist dies allgegenwärtig, da man ständig durch Lawinenschutztunnel durchfährt.

 Im Visitorcenter kaufen wir uns noch den Jahres-Pass für die Nationalparks ($70) und fahren dann weiter in Richtung Golden zum Kootenay National Park. Ein  Verkehrsunfall verursacht einen langen Stau (Länge und Zeit) und so verweilen wir bei Sonnenschein mit sehr viel Hitze auf der Straße, allerdings mit einem sehr interessanten Bergpanorama im Hintergrund.

In Golden gibt es nichts interessantes, außer etwas für uns zu essen. Damit wir den Kootenay National Park auch sehen,  fahren wir nun in südliche Richtung und kommen so einmal ganz durch den Park durch. Gleich am Westeingang stoppen  wir am Sinclair Canyon. Die Straße geht hier durch eine enge Felswand mit einem darunter verlaufenen Fluß. Nun geht die  Straße entlang der bildschönen Rocky Mountains, die allesamt noch ihr weißes Schneekleid auf den Spitzen tragen. Das  Tal ist dabei vollständig von Tannenwälder überseht, kein Kahlschlag stört das Bild. Am Straßenrand stehen immer wieder  Warnschilder wegen Wildwechsel. Im Jahr 2000 sind hier 30 Unfälle mit Wild geschehen. Mit offenem Mund, aber auch mit selbigen Augen ziehen wir durch den Park und plötzlich ist ein Schwarzbär am Wegesrand am Grasen. Löwenzahn ist  seine derzeitige Hauptmahlzeit und dabei läßt er sich nicht einen Deut vom Verkehr ablenken. Tolle Tiere sind das. Auf der Weiterfahrt sehen wir noch den einen oder anderen Hirsch am Wegesrand.

 An den Paint Pots stoppen wir für 30 Minuten und schauen uns die "Lehmfelder" an, wo früher, sowohl von den Indianern  als auch später von den Weißen die Grundmaterialen für Ockerfarbe gewonnen wurde. Wem noch ein australisches Bild fehlt, der kann es hier schiessen, da eine schöne rote Erdfarbe vorherrscht.

 Nur ein paar Kilometer weiter sehen wir uns den Marble Canyon an (1 Stunde). Der Weg führt uns zum Wasser und dann um die Ecke zu dem Canyon. Innerhalb weniger  Meter fällt die Temperatur um einige Grade, so dass uns echt kalt wird. Die unangenehme Luft kommt aus dem Canyon, in dem teilweise noch große Eismassen vorhanden  sind und so die Luft dort erkalten läßt. Zunächst ist der Canyon nur einige Meter tief, aber kaum gehen wir den Weg etwas weiter wird der Canyon ziemlich tief. Auf rund 40  Meter schätzen wir die Tiefe. Es ist enorm, was das Wasser für eine Kraft hat und wir sind von diesem Canyon beeindruckt. Das Wort Marble hat der Canyon von seinem schwarz-weißen Stein.

 Auf der Straße geht es nun zügig nach Banff. Der Trans-Canada-Highway ist rechts und links wegen Wildwechsel eingezäunt, alle paar Kilometer gibt es extra  Wildwechselbrücken, damit die Tiere über den Trans-Canada-Highway kommen. Da wir von British Columbia nach Alberta gekommen sind, müssen wir die Zeit vorstellen  (1h) und plötzlich ist es schon halb zehn. Auf der Motel-Meile (Banff Avenue) haben fast alle Unterkünfte die Schilder "no vacancies" rausgehängt. Das erste freie Hotel will  glatt $200 haben und wir fragen uns: wofür? Glücklich finden wir ein Zimmer im Woodland Village für $60 plus Tax incl. Aussicht auf die Berge.

 Banff ist der erste Ort, in dem richtig Geld steckt und auch gezeigt wird. Das macht sich in dem hübschen Erscheinungsbild bemerkbar. Es ist auch der erste Ort, in dem man  zu Fuß zum Essen geht und das machen wir auch. Im Ptarmigan/Caramba wählen wir Auberginen-Pizza und Spinat-Pesto Nudeln dazu gute Eistees mit free-refill ($39).

 

Samstag, 26. Mai 2001(Banff National Park - Lake Louise)

Beim Safeway Supermarkt decken wir uns erstmal wieder mit den nötigen Grundnahrungsmitteln ein und fahren dann zum  Frühstücken in den nördlich gelegenen Johnson Canyon. Die Temperatur ist ausgesprochen angenehm. Noch haben wir unsere Trecking-Hosen auf lang, aber schon bald werden wir aufgrund des sonnigen Wetters wohl auf kurz gehen. Der  geteerte Weg geht zunächst rund 1 km nahezu auf Wasserniveau durch die hohen Schluchten, dabei wird es für einen normalen Weg im Canyon schon etwas eng, so dass ein Laufsteg (catwalk) an die Canyonwand gebaut wurde. Ein  Sprühnebel und ein kalter Luftzug umweht uns hier. An einigen Stellen ist auch noch Eis an den Wänden zu entdecken, was  bei dem herrlichen Sonnenschein toll wirkt. Die Lower Falls (mehr eng als hoch) zwängen sich durch eine enge Felsspalte,  anders als am Marble Canyon stehen wir hier unmittelbar am Wasser und bekommen die Gischt ab. Allerdings waren wir  am Marble Canyon ganz alleine und hier mit einigen Bustouren. Biene ist heute nicht ganz fit auf den Beinen, daher geht sie  zurück zum Souvenirladen bzw. Auto, dagegen will ich mir noch die 1,5 km weiter entfernten Upper Falls anschauen. Der  Weg steigt jetzt auch merklich an, die Hiker werden weniger und es geht nun nicht am Wasser entlang, sondern durch den  Wald. Zwischendurch immer wieder Blicke auf den Fluß. Jedoch den Upper Fall, ich höre sie schon, sieht man erst auf  den letzten 3 Metern. Ein Steg führt über das Wasser und gibt den Blick auf den Upper Fall frei. Die rechte Seite ist noch voll mit Schnee bedeckt und auch hier ist die Gischt sehr schön kalt.

 Die zum Trans-Canada-Highway parallel geführte Straße bietet auf dem Weg das eine oder andere Mal freien Blick auf  die Hirsche. Aus dem Auto bewundern wir diese großen Tiere, die sich gar nicht durch unsere Anwesenheit stören lassen.  Es ist wie eine Fotosafari... immer mit den Fragen: Wer entdeckt das nächste Tier und wie hält man Elks, Deers, Caribous & Co. auseinander?

 Lake Louise ist unser nächstes Ziel und zwar nicht der Ort (eh nur eine Ansammlung von Souvenirshops und für uns zu teuren Hotels), sondern zunächst der Lake Moraine. Hier stellt sich die Frage, wo denn der Lake sprich das Wasser  geblieben ist? Wenn die Gletscher im Winterhalbjahr wegen des Frostes kein Schmelzwasser mehr abgeben, dann trocknet der See aufgrund des Abflusses fast aus... wenn er nicht vorher zufriert. Wir können daher bei sonnigem Wetter  mit  20 Grad über das noch vorhandene Eis des Lakes gehen. Wunderbar faszinierend, dabei ist das Eisfeld eingerahmt von einem fantastischen Bergszenario. It´s amazing!

Nun geht es die 14 km wieder steil bergab (unser aufrichtiges Beileid für die entgegenkommenden Radfahrer)  zum See Lake Louise. Es ist schnell zu erkennen, dass die Masse der Menschen von der Möglichkeiten der Busparkplätze abhängig ist und letztere gibt es hier sehr viele. Der See soll der meistbesichtigste der Welt sein  und er ist es auch wert. Der smaragdschimmernde See, der auch noch zum Teil zugefroren ist, wird von einer traumhaften Bergkulisse mit tiefen Tannenwälder eingerahmt. Menschen sind auch eine Menge da, aber kaum  gehen wir um die Ecke, um den Fairview Lookout zu bewandern, verfällt alles in Ruhe und wir sind alleine. Der knapp 1 1/2 stündige Weg (teiweise etwas schmaler und matschig) führt uns zunächst direkt am Wasser  entlang, was immer wieder tolle Blicke auf das Eis zuläßt, bis der Weg plötzlich steil ansteigt und uns sehr fordert. Gerade mal 6 Wandersleute kamen uns auf der gesamten Strecke entgegen. Über den Viewpoint mit  Sitzbank freuen wir uns tierisch, erst recht, weil er im Schatten ist und wir so einfach eine längere Pause einlegen "müssen". Von dort geht es endlich -juhu- wieder bergab und nach 20 Minuten hat uns der  "Jahrmarktsrummel" am See wieder. Ein kurzer Griff in das maximal 4 Grad kalte Wasser und dann sagen wir zu dem schönen See tschüss.

 Es ist schon wieder später Nachmittag und wir wollen noch in der Coin Laundry unsere gesamte Dreckswäsche auf Vordermann bringen. In Banff checken wir noch die  Hoodoos, Sandsteinformationen, die durch Winde entstanden sind und stellen fest, dass die eher mäßig ausfallen und zu weit weg sind, die Mountain Tunnel Road  weitergefahren und wir kommen zu dem Bow River Falls-Lookout. Nunja, deswegen fährt man hier nicht hin, sondern weil von hier der beste Blick auf das Banff Spring Hotel  zu erhaschen ist. Es ist wirklich faszinierend, was hier schon vor rund 100 Jahren in den Wald gebaut wurde.

 In der Bear Street besuchen wir die Coin Laundry, gehen kurz in das Internet ($2 für 15 Minuten, was zum eMail-checken reicht) und warten auf unsere frische Wäsche. Um  die Ecke, unser Magen hängt mangels Mittagessen bereits in den Kniekehlen, wartet unser Restaurant Melissa´s. Von Innen ist es wie eine Blockhütte in groß mit gemütlicher  Atmosphäre aufgebaut und dazu ein guter Service. Einen Burger mit Pommes und ein Sirloin Steak mit Baked Potatoe sowie mal wieder zwei Eistees (free refill) und wir sind glücklich ($33).

 

 Sonntag, 27. Mai 2001 (Calgary)

Sunshine über den Rockies und wir steigern dies noch, in dem wir nach Calgary fahren, wo derzeit eh eine Trockenperiode herrscht. Frühstück holen wir aus dem Supermarkt  um die Ecke und genießen es an einem schönen Rastplatz mit wundervollem Blick auf die Rockies. 90 Minuten dauert die Tour nach Calgary. Es ist Sonntag und somit  herrscht entsprechend wenig Berufsverkehr, jedoch genau diese Pendler fahren anscheinend zum Heritage Park und wir erhaschen so halbwegs den letzten Parkplatz (von Schatten wollen wir gar nicht erst reden).

 Der Heritage Park stellt Westkanada aus der Zeit zwischen 1870 und 1910 in Form eines Freilichtmuseums dar. Originalgebäude wurden von den ursprünglichen Plätzen  hierher umgesiedelt. Ergänzt um eine/n funktionierende/n Dampflok, Raddampfer und Pferdekutschen sowie dutzenden Personen, die in alten Gewändern den Gebäuden Leben einhauchen. Die meisten Häuser sind von diesen Personen besetzt  und wir werden stets freundlich begrüßt, wobei jede Frage von uns sehr genau beantwortet wird. Parallel findet dies  Wochenende eine Quiltausstellung von über 600 Stücken statt. Drei Stunden (natürlich der große Trail) sind wir unterwegs  und dabei sehr beeindruckt von der Detailtreue und den vielen Informationen. Der Aufenthalt macht wirklich Spaß und wir beschließen unbedingt auch mal wieder in unserem Freilichtmuseum "Molfsee" bei Kiel reinzuschauen.

 Unser zweites Ziel heißt Zoo, der fast mitten in der Stadt liegt. Die nächsten 5 Stunden gehören den Tieren. Allerdings erst  den toten, denn ein Teil des Parks widmet sich den Dinosauriern, die hier gleich in der damals typischen Landschaft (z.B.  Vulkanlava) präsentiert werden. Hinter jeder Ecke entdecken wir neue Tiere, die zum Glück nicht leben. Der Zoo widmet  sich in einer recht wilden Landschaft den kanadischen Tieren wie Schneeziege, Dickhornschaf, Grizzly, Elch, Caribou,  Hirsch und was wir eigentlich sonst noch so in der Wildnis gerne sehen würden. Besonders die Elche (größte Hirschart) sehen überaus interessant aus. Ob wir diese Tiere auchnoch in freier Wildbahn erleben dürfen?

Einen Blick schenken wir natürlich auch unseren australischen Freunden (einschließlich Cassowary) und den großen Säugetieren, die  hier auch in weiten Gehegen ihr Dasein fristen können. Sowieso macht die Haltung der Tiere hier einen guten Eindruck und die Gehege sind oftmals sehr aufwendig gestaltet, was aber auch zum Suchen der Tiere  führt. Heute ist übrigens der Tag der Pumas und Löwen für "They making babies!".

Die Füsse sind verdammt platt und den botanischen Garten können wir leider nicht mehr anschauen, aber 5 Stunden sind auch genug für  diesen weitläufigen Zoo. Einzig der Flug- und Straßenlärm macht sich etwas negativ bemerkbar.

Wenn wir schon in Calgary sind, dann müssen wir uns auch die City anschauen. Naja, wie es halt ist, wenn die Büros zu  und die Geschäfte geschlossen sind, dann ist so eine Stadt fast ausgestorben. In der recht hübschen Innenstadt ziehen  eigentlich nur noch suspekte Leute rum (incl. uns Touris), so dass wir lieber auf einen Hügel in die Salisbury Avenue (ohne Karte spontan gefunden!) fahren und uns die Stadt  einschließlich dem Stampede-Gelände und dem Sattledome von etwas weiter oben anschauen.

 Ups, schon 20.00 Uhr und im Dunkeln durch die Nationalparks fahren wollen wir vermeiden, daher heißt es Aufbruch und erst in Banff zum Essen zu gehen. Nach einem sehr  sonnigen Tag in Calgary mit rund 20 Grad kommen wir wieder in die Rocky Mountains und fahren in eine grauschwarze Wand voller Regenwolken. Nach 11 Tagen müssen  wir zum ersten Mal unseren Regenwischer anstellen! In Banff schließen viele Lokale recht früh (22h bzw. 23h), aber im Magpie&Stump erst um 2.00h morgens, so dass wir  noch voll zuschlagen können. Spareribs mit Pommes & Maiskolben sowie Tostadas mit Hähnchen dazu Getränke aus Einweckgläsern. Das Ergebnis: viel und lecker zugleich ($44).

 

Montag, 28. Mai 2001 (Yoho National Park)

 Frühstück holen wir uns mal wieder bei Safeway, wo es auch gute Sandwiches und Backwaren wie Croissants gibt. Dann geht es mal wieder ab in die Berge diesmal zum  Yoho National Park, der eigentlich ja fast um die Ecke liegt. Erster Stop sind die Spiral Tunnels, wo die langen Züge der Canadian Pazifik Railway in die eine Tunneleinfahrt  reinfahren und aus dem anderen Tunnel um 270 Grad versetzt wieder rausfahren, wobei man Anfang und Ende des Zuges dabei beobachten kann. Das ist zwar eine  technische Meisterleistung, jedoch nur interessant anzuschauen, wenn da auch ein Zug durchfährt. Der Tunnel ist wegen Bauarbeiten derzeit gesperrt und außerdem regnet es  junge Hunde. Naja, dann nehmen wir die Takakkaw-Falls in Angriff, hm, tja, also die Höhenlage erlaubt ein Befahren der Straße nur von Ende Juni bis Anfang Oktober, so dass wir umplanen und geradewegs zum Emerald Lake fahren.

Die hohen Berge stauen die Wolken, aber reißen auch immer wieder die Wolkendecke auf. Auf dem Weg zum Lake  kommen wir automatisch an der Natural Bridge vorbei, die vor tausenden Jahren mal eine Wasserfallkante war und durch  Unterspülungen zur Brücke aus Granit wurde. Am Emerald Lake scheint dann herrlich die Sonne und wir wären gekniffen, wenn wir nicht den 5,3 km langen Rundweg um den See machen würden. Der Parkplatz vorm See ist voll und  entsprechend viele Menschen sind mit uns am See, jedoch genau wie beim Lake Louise brauchen wir nur um die Ecke zu biegen und die Ruhe hat uns eingefangen (von den Betonmixern und Baggern am Park sehen wir ab, aber auch die  Verschwinden mit der Zeit). Der Weg führt wie eine kleine Promenade an der linken Seite des Sees entlang und man hat  ständig einen fantastischen Blick auf den smaragdfarbenen See, der nicht nur auf Postkarten, sondern auch in der Realität so fotogen ausschaut. Nach der Hälfte verläuft der Weg durch den feuchten Wald mit weniger Seeeinblicken, aber dafür mit dichtem Wald und intensiven Naturgerüchen. Mal riecht es nach Rinde, dann Harz  und an der nächste Ecke wieder ganz anders. Ein Eichhörnchen springt am Ufer von Ast zu Ast und begleitet uns eine ganze Weile beim Spazieren.

Im Auto sitzend sehen wir, wie die Sonne sich wieder versteckt und der Abschied fällt  dadurch leichter. Auf der Hauptstraße geht es nun zurück nach Lake Louise und dann erreichen wir den Icefield Parkway. Hier ist die Straße mal wieder mit Kontrollen wegen des Parkpasses besetzt.

 Die Straße ist hier wesentlich weniger befahren als der Trans-Canada-Highway, besonders da der kommerzielle Verkehr hier eingeschränkt wird und so sind die vielen  Wohnmobile und wir unter uns. Das Wetter spielt nicht so recht mit, aber was sollen wir uns nach 1 1/2 Wochen Sonnenschein beschweren. Obwohl, die weißen  Bergspitzen würden schon etwas interessanter mit blauem Himmel aussehen. Vorbei geht es an dem Hector Lake, der an der Straßenseite grün schimmert, jedoch keine  direkten Viewpoint hat. Der Peyto Lake hat jedoch einen, so geht es vom Parkplatz rund 300 Meter zum Lookout und der ist sein Geld, wenn er denn was kosten würde,  wirklich wert. Netterweise ist auch die Sonne wieder da, aber aufgrund der Höhenlage  von über 2.000 Meter ist die Temperatur nicht ganz so warm. Nicht umsonst liegt hier zwischen den Bäumen noch recht viel Schnee. Blaugrün schimmert der See im Tal,  umrandet von hohen Fichten und weißbesetzten Bergen einschließlich Gletscher, der sich schon sehr zurückgezogen hat. Die Anzahl der Squirrel wächst mit der Menge der  Kinder und Japaner. Aber bei diesem Anblick ist das alles vergessen. Wir setzen uns einfach hin und genießen eine ganze Weile das wunderbare Panorama.

 Auf dem Parkway geht es weiter und wir stoppen bei dem Mistaya Canyon, der nur 300 Meter (hier scheint alles nur 300 Meter vom Auto entfernt zu sein) vom Parkplatz  weg ist und so noch zu einem kleinen Besuch einlädt. Das aus dem Peyto Lake abfließende Wasser hat sich hier durch den Stein gefressen und einen Canyon von rund 15  Meter Tiefe gebildet. Der Marble Canyon oder auch der Johnson Canyon waren da interessanter, aber dieser ist auch hübsch anzuschauen. So, kurz vor 18.00 Uhr, bis nach  Jasper sind es noch knapp 150 km sowie etliche Naturschauspiele auf der restlichen Strecke... da bietet sich eine Übernachtung im Saskatchewan Crossing an. Das Ding  besteht aus einem großen Motelkomplex, einem Pub, einem Schnellimbiß, einem Dining-Room und -wie es sich gehört- einem Souvenirladen mit enormen Ausmaß. Es wird  für die größte Postkartenauswahl in der Welt (!) geworben und zumindest mit unseren bisherigen Erfahrungen können wir das bestätigen.

 Im Dining-Room essen wir das all-you-can-eat Buffet und trinken mal wieder Eistee, allerdings sind die Gläser klein und voll mit Eiswürfeln, so dass der Kellner ständig für  Nachschub sorgen muß, bis wir endlich große Cocktailgläser bekommen (späte Einsicht, $39).

 

 Dienstag, 29. Mai 2001 (Columbia Icefield - Icefield Parkway - Jasper National Park)

 Mit einem tollen Bergpanorama vor unserem Zimmer schliefen wir gestern gut ein und wachen mit leichten Fragezeichen wieder auf, denn mittlerweile hat sich das tolle  Panorama um Nebel und... Schneeflocken (!) erweitert. Die Temperatur ist auf 4 Grad gefallen und nun heißt es, die dicken Klamotten mal zu benutzen, die wir eigentlich  hauptsächlich im Gepäck haben. Bevor die Fahrt los geht, suchen wir noch einen Briefkasten für unsere Postkarten, aber der nächste ist entweder 80km im Süden (Banff)  oder 150km im Norden (Jasper) - das ist das weite Kanada. Brieffreundschaften entstehen hier bestimmt nicht.

Unsere Fahrt von rund 150 km geht nun auf dem faszinierenden Icefield Parkway gen Norden zu einem der Höhepunkte,  dem Columbia Icefield bzw. dem Athabasca Gletscher. Das Visitorcenter hat eine Ausstellung im Untergeschoß (überfüllt  mit 3 Schulklassen) und einem netten (zu teuren) Souvenirshop im Obergeschoß. Für uns (und alle anderen auch) gibt es  drei Methoden, den Gletscher kennenzulernen. Erstens mit einem Bus 1,5km zu einer Station (Abfahrt alle 15 Minuten)  und dann mit einem Riesengeländebus ein paar hundert Meter auf den Gletscher zu fahren, zweitens aus dem Fenster beim  Visitorcenter zu schauen oder aber mit dem eigenen PKW zum Parkplatz vor den Fuß des Gletschers zu kutschieren und  von dort rund 150 Meter zu wandern, aber dafür $ 28 pro Person gespart zu haben. Erstere Fahrt bietet sich an, wenn die  Sicht erste Klasse ist und man so noch etwas von einer tollen Aussicht hat. Letztere Variante gefällt uns viel besser, denn  der Wind weht uns mit dem Schnee die Kälte hier ganz schön ins Gesicht und die Sicht ist stark reduziert, aber vielleicht  spiegelt das auch eine realistischere Gletscheratmosphäre wider und es gibt uns ein tolles Gefühl hier am Ende des Gletschers zu stehen und diese unwirkliche Landschaft ähnlich wie auf dem Mond zu bewundern. Wir sind stark  beeindruckt.

Freuen tun wir uns aber auch über die Heizung unseres Chevis, denn der Wind hat uns ganz schön die Wärme genommen  (trotz Schal und Handschuhe). Auf dem Icefield Parkway kurz hinterm Icefield Center sieht Biene zwei weiße Punkte ca.  200 Meter entfernt in der Bergwand. Beim ersten näheren Check sehen die Punkte aus wie große weiße Steine, aber mit 600 mm Telezoom und Fernglas erkennen wir eine Schneeziege mit jungem Anhang und etwas entfernt eine weitere  Schneeziege. Danach haben wir lange Ausschau gehalten und die Tiere sehen dort in der Felswand wirklich faszinierend  aus. Biene hofft jetzt "nur noch" auf Elche, Dickhornschafe, Grizzlys, Biber und vielleicht noch einen "kleinen" Bison... naja, eine Woche haben wir ja noch.

 Die Fahrt geht nun in rauher Höhe mitten durch die Rockies, wobei wir teilweise auf Höhe der Baumgrenze sind und die  Vegetation sehr unterschiedlich ist. Schnee geht und kommt die ganze Fahrt; ein Wolkenaufbruch ist nicht in Sicht. Die  Sunwapta Falls sind natürlich wieder gut für einen Stop und auch die intensiver rauschenden Athabasca Falls, die sich eng  durch einen kleinen Canyon schlengeln. Der Fluß sucht sich heute einen anderen Weg als früher, so dass man durch den  alten Canyon trockenen Fusses gehen kann. Anders am westlichen Aussichtspunkt, wo man knapp 2 Meter von der ersten Stromschnelle entfernt steht und gute Chancen hat, die Gischt abzubekommen (wet fun is garanteed).

 Unser Tagesziel Jasper erreichen wir um knapp 16.00 Uhr und gehen zum Visitorcenter, um ein Unterkunftsverzeichnis für ganz Alberta und auch für Jasper zu bekommen.  Der Blick in das örtliche Hotelverzeichnis zeigt Preise, die uns nicht gefallen (ab $100) und daher suchen wir eine Privatunterkunft, die wir für glatte $40 ergattern. Die nach  Kanada ausgewanderte italienische Familie ist zwar schwer zu verstehen (jetzt wissen wir, wie es den Kanadiern gehen muss, wenn sie sich mit uns unterhalten), aber das Zimmer ist akzeptabel.

 Jasper und Banff werden zwar immer in einem Atemzug genannt, aber Jasper hat noch einen weniger kommerziellen Charakter als Banff, gleichzeitig fehlt dem Ort aber auch  der "Banff-Flair"... die Preise in Jasper sind trotzdem recht hoch (zu hoch). Es ist aber auch ein Ort, den man gut zu Fuß erkunden kann, so gehen wir noch durch die  Innenstadt und stärken uns im "Something else Restaurant" in der Patricia Street ($34).

 

Mittwoch, 30. Mai 2001 (Jasper - Maligne Canyon/Lake)

Bagels in der Mikrowelle mit importierten Nutella sind ein guter Start in den Tag, zudem sich auch die Wolkendecke etwas aufgelockert hat. Der erste Hike geht an der  fünften Brücke des Maligne Canyon los. Von dort geht der Weg dem Maligne Fluß entgegen und der Canyon wird langsam immer tiefer und interessanter. Diese Route hat im  Vergleich zum Start an der ersten Brücke den Vorteil, dass der etwas anstrengendere  Part auf dem Hinweg ist, man auf dem Rückweg bequem runterlaufen kann und die Aussichten sich landschaftlich steigern.

Bei heiterem Wetter und 15 Grad geht es locker am Wasser entlang. Schon nach kurzer Zeit kommt das erste Hightlight in  Form einer ganzen Herde Dickhornschafe, die in aller Ruhe knapp 15 Meter neben dem Trail liegen. Hier ist die Frage berechtigt, wer beobachtet eigentlich wen? Die Schafe liegen kauend dort am Hang und sehen mit ihren runden Hörner  großartig aus. Dann geht es langsam den Canyon rauf und man erkennt gut, wie sich das Wasser tausende Jahre in den  Stein gegraben hat. Der Weg verläuft 2,4 km hinauf bis zu einem rund 20 Meter hohen Wasserfall. Teilweise wird es oben sogar richtig voll, da einige Busladungen am Gift-Shop angekommen sind und plötzlich tritt auch wieder Ruhe ein.  Einanderthalb Stunden nach oben und 40 Minuten nach unten sagen uns, dass wir nicht die Kondition von Kletterziegen haben.

 Dem Malignecanyon sagen wir good-bye und fahren noch rund 20 km zum Maligne Lake. Der Himmel hat sich leider zugezogen, so dass das Gebirgspanorama des Maligne Lakes nicht zur Geltung kommt. Für eine Kanufahrt ist es zu kalt  und den Trip mit dem Motorboot bis ans Ende des See für schlappe $32 pro Person ist zur Zeit noch "closed" und wäre uns ansonsten auch zu teuer, obwohl das Fotomotiv mit der Insel schon einen gewissen Reiz hätte.

 Wir laufen den 3,2 km langen Mary Schäffer Trail ab, der zunächst direkt am Wasser entlang geht. Dutzende Picknick-Tische stehen hier für die Saison bereit und auch die vielen Parkplätze weisen auf eine gewisse Sommerfrequenz  hin. Auf unserem Weg treffen wir nur wenige Gleichgesinnte und freuen uns über die schönen Aussichten auf den See. Der Weg geht aber größtenteils durch den Wald, was bei absoluter Ruhe eine feine Sache ist.

Auf der Rückfahrt halten plötzlich ein paar Autos auf der Straße an und dann sehen wir endlich unseren ersten Elch  (beziehungsweise Elchkuh), allerdings in der 10. Baumreihe und nicht immer ganz zu erkennen. Plötzlich laufen zusätzlich  noch zwei Elchkühe durch den Wald und die erste Elchkuh kommt aus dem Wald und postiert sich direkt am Wegesrand. Wow, wir sind mal wieder überglücklich und freuen uns über die interessante Tierwelt hier. Ein paar Kilometer weiter  sehen wir wieder eine Elchkuh mit ihrem Jungen am Flußrand, wie sie fleißig die Büsche abknabbern. Die späten Nachmittagstunden sind einfach perfekt für Tierbeobachtungen. Ein paar Kurven weiter beobachtet uns mal wieder ein  kleine Herde von Dickhornschafen. Die Schafe sind unheimlich fotogene Tiere, wie sie so da sitzen, einfach nur schauen und kauen. Von den Hirschen am Wegesrand reden wir schon gar nicht mehr, aber schneller als 60 km/h sollten man  wegen der Tiere hier nicht fahren, weil man nicht sehen kann, was um die nächste Ecke kommt.

Im "Day-Hikes"-Prospekt des Visitor-Center von Jasper ist noch ein Trail am Patricia Lake (4,2km) ausgewiesen, der  gute Chancen auf Biber und mit Glück auf Elche beinhaltet. Der Weg führt uns größtenteils auf einem Reitweg durch einen  Wald von Espen und Tannen. Den Patricia Lake gehen wir teilweise unmittelbar am Ufer entlang, wobei der interessantere  Part der Weg am Cottonwood Slough ist. Hier sind die Biber zuhause und wir peilen die großen Biberburgen an, aber  irgendwie haben die Biber vergessen, das Schild "we are closed" herauszuhängen. Es läßt sich keiner sehen, aber dafür zwei Elche in weiter Ferne, wie sie durchs hohe Gras und durch die Wasserlöcher stapfen.

 Heute sind wir rund 13 km gewandert, sahen viele wunderbare Tiere und haben uns ein gutes Essen im Alpine Grill  verdient. Interessant gewürztes Rindfleisch in dünnen Scheiben und ein sehr gutes Sirloin Steak  natürlich wieder mit zwei Eistees runden den wundervollen Tag ab ($36),  danach holen wir uns nebenan in "the fudgery" zwei große leckere Eis ($4) und sind rundum glücklich.

 

 Donnerstag, 31. Mai 2001 (Elk Island National Park)

Ohne etwas von unseren italienischen Vermietern mitzubekommen fahren wir los nach Edmonton. Tja, irgendwie sind zwei  Tage derzeit frei zur Disposition. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass zu dieser Jahreszeit, die Tage lange hell sind  und man so eine ganze Menge am Tage schafft.So entschließen wir uns, einen kleinen Kurztrip (400 km eine Strecke) nach Edmonton einzulegen. Am Ortseingang von Jasper laufen nochmal ein hübscher Schwarzbär durch die Tannen und  ein Kojote über die Straße. Rund 30 km östlich von Jasper sehen wir dann plötzlich 5 Schneeziegen im Berg, die gerade am Herunterklettern sind und so ziemlich nahe an uns rankommen. Die Tiere können wir so sehr gut beobachten.  Normalerweise bewegen sich die Tiere in einer Höhe von 2.000 Metern und kommen nur zum Aufnehmen von Mineralien oder Salzen nach unten. Wir haben anscheinend großes Glück.

Der Highway #16 führt knapp 400 km nach Edmonton und sobald er die Rockies verläßt, wird es auch sehr eintönig, außer man mag Golf,  denn alle 25 km kommt ein Golfplatz, obwohl nur alle 100 km eine Ortschaft zu sehen ist. Edmonton umgehen wir mit dem Highway #16 und fahren gleich zum Elk Island National Park, wo  wir wieder mal Tiere sehen möchten. Im Visitorcenter (welches viel kleiner als die anderen ausfällt) bekommen wir noch  Tipps, wo wir eventuell Biber sichten können. Der Angestellte meint, am Westgate hätte er letztes (!) Jahr welche beobachten können. Was für eine Perspektive und dafür sind wir 400 km gefahren? Der Park stellt die Besonderheit dar,  dass er gänzlich eingezäunt ist, da die Tiere außerhalb keine Nahrung finden und da der Park "nur" 200 qkm umfasst,  sollten die Chance auf Tiere recht groß sein. Erster Anlaufpunkt jetzt um 16.00 Uhr ist der Bison Loop Trail, den man mit dem Auto abfahren kann. Nicht ein Tier zeigt sich! Den Tipp des Angestellten nehmen wir auf und fahren zu einem Rundweg, der durch vielfältige Wasserlandschaften und über einige  spannende Brückenkonstruktionen führt. Wir wandern durch Pappellandschaften, durch Teichlandschaften mit Froschklängen und durch Waldwege mit vielen Libellen, aber ein Biber, nein... aber da  knackt es, ein Hirsch? ein Elch?, nein, ein Biber sammelt Holz und läuft 4 Meter an uns mit einem Ast vorbei. Toll. Der Biber geht mit dem Ast ins Wasser, schwimmt und verkriecht sich in seiner Burg, Warten,  dann schwimmt er wieder raus, verschwindet im Dickicht, warten, und plötzlich geht er über den Wanderweg und verschwindet wieder. Begeisterung macht sich breit.

 Die Dämmerung soll die beste Zeit für Tierbeobachtungen sein, daher fahren wir nach Lamont (10 km vom Park entfernt) und buchen uns im Motel (Einrichtung ist im  Siebziger-Jahre-Look gehalten, wahrscheinlich auch so alt) ein. Da die Dämmerung sehr spät einsetzt, genießen wir jetzt um 18.00 Uhr Garnelen in Knoblauch und Hühnchen  italienisch überbacken. Sehr delicious, incl. des Iced Teas ($37).

 So, nun auf zum Park (20.00 Uhr). Und nach einigen Minuten steht der erste Bisonbulle am Wegesrand. Es sind sehr starke Tiere mit einem unheimlich voluminösen Kopf.  Anlaufpunkt ist dann aber wieder der Bison Loop Trail und was ist... schon wieder kein Tier! Nun ja, dann halt zum Simmons Trail, den wir in Angriff nehmen wollen, um  Biber und auch Elche in der Dämmerung zu beobachten, tja, und dann steht ein Bison am Straßenrand und wälzt sich im Sand. Wow, die sind so riesig, so beeindruckend.  Vom Parkplatz geht es auf den Trail durch helle Pappelwälder, der immer wieder durch umgestürzte Bäume behindert wird. Hier haben die Biber schon gute Arbeit geleistet  und sie dürften sich auch mal sehen lassen. Plötzlich wieder ein Knacken, aber kein Biber in Sicht, dafür steht sehr unverhofft gut 4 Meter neben Biene eine tragende Bisonkuh  im Wald, direkt neben unserem Wanderweg. Es ist erstaunlich, wie schnell sich Adrenalin im Körper breit machen kann. Die Bisonkuh schaut uns direkt in die Augen,  schnauft einmal und wartet. Keiner von uns dreien rührt sich, bis endlich die Bisonkuh anfängt zu äsen und wir uns an ihr auf dem Trail vorbeipieseln. Wow, das war  erstklassig, dem Tier so unmittelbar Auge in Auge gegenüberzustehen, ohne dass man im sicheren Auto sitzt und bei Gefahr einfach aufs Gaspedal drücken kann.

 Der Trail geht weiter durch den Wald und keines der gewünschten Tiere (Biber oder Elch) läßt sich blicken. Tja, "nur mal wieder" ein Bison, leider jetzt unmittelbar auf  unserem Trail, glücklicherweise befinden wir uns an einer offenen Waldstelle, so dass wir etwas ausweichen können, aber auch nur 3 Meter Abstand halten können. Ist das  Tier gut gestimmt? Das Bisontier schnauft einmal und schaut uns tief in die Augen. Adrenalin macht sich wieder im Körper sehr, sehr breit. Der Bison geht ein paar Schritte,  wir weichen ins Unterholz aus und sind vorbei an ihm. Puh, das ist kanadische Tierwelt live!

Der Weg führt jetzt am Wasser entlang. Die Chancen auf Biber und Elch sollten hier steigen und die auf Bisons sinken,  denn mit letzteren haben wir zunächst genügend Nervenkitzel erlebt. Ein schöner Sonnenuntergang ist hier am Wasser zu  beobachten, einige Enten sind agil, Froschgesänge sind en masse zu hören, aber keine Biber zu sehen. Nun ja, es geht zurück zum Auto, wir sehen schon die Straße und dort einen fahrenden Wagen. Jetzt in der Dämmerung sind wir auch  froh, wenn wir nach Hause können, aber dann steht genau 20 Meter vorm Trailausgang ein Bison mitten auf unserem Weg und schaut uns an. Er bewegt sich nicht, das Unterholz ist zum Ausweichen zu dicht. Was sollen wir machen? Langes  Warten wegen der einbrechenden Dunkelheit ist nicht vorteilhaft. Wir gehen 100 Meter zurück und schauen nach einem Alternativweg, aber es ist keiner zusehen. Also hoffnungsvoll wieder in Richtung Trailende, aber unsere lebende  Straßensperre ist immer noch da. Sollen wir mit einem Meter Abstand an ihm vorbeigehen? Eher nicht, denn der gute Rat  des National Park lautet: 50 Meter Abstand halten! Wir versuchen es mit der "Hallo-wir-sind-auch-noch-da"-Methode  und rascheln mit unseren Wanderstöcken dezent im Laub während wir langsam auf das Tier zugehen. Ob es was nützt?  Plötzlich wendet sich der Büffel langsam ab und geht auf dem Trail in die Richtung, in die wir auch gerne möchten. Zugunsten unseres Adrenalinspiegels wirft er noch mal Sand  mit den Vorderklauen auf (spanischer Stierkamp lässt grüßen), um sich dann in den selbigen zu werfen und sich darin zu wälzen. Aber dann geht er ganz und wir können  endlich zum Auto. So, dass war jetzt aber auch wirklich genug Tierwelt live.

 Zum dritten Mal fahren wir den Bison Loop Trail und sehen dort endlich einige Tiere (aus dem sicheren Auto). Es ist schon halbelf und wir fahren nun nach Lamont ins Motel.  Ein kleiner See dient noch als Fotomotiv, wo Biene gleich einen Biber im Dunkeln entdeckt. Er schwimmt genau auf uns zu, so dass wir ihn gut beobachten können. Wenige  Meter weiter erkennen wir im Dunkeln noch zwei Elche direkt am Straßenrand und legen auch hier noch einen kurzen Stop ein. Im Motel fallen wir erledigt und zufrieden ins Bett.

 

Freitag, 1. Juni 2001 (West Edmonton Mall)

 Die Eindrücke von Gestern haben zum Verschlafen verleitet, was auch mal ganz gut tut. Die Erlebnisse und die Begegnung mit den Bisons lassen uns die lange Hin- und  Rückfahrt nach Edmonton nicht ein Stück bereuen. In Lamont gibt es einen richtigen Bäcker, wo der Bär steppt. Zum Frühstück nehmen wir ein paar süße Sachen, die wir  während der Autofahrt zur West Edmonton Mall wegputzen. Der schnellste Weg dorthin führt uns nochmal durch den Elk Island Park, wo wir noch zwei Bisons und eine  Bisamratte sehen; auf dem Bison Loop Trail ist schon wieder kein Bison zu sehen (nichts neues also).

Über Highways und breite Straßen kommen wir schnell hin, auch wenn das Verkehrsaufkommen leichte Panikattacken  auslösen könnte. Die West Edmonton Mall ist das größte überdachte Einkaufszentrum der Welt. Nunja, wie wir mittlerweile gelernt haben, besteht in Kanada alles aus Superlativen und nicht immer sind die ernst zu nehmen. Groß ist sie  trotzdem und davon überzeugen wir uns. 800 Geschäfte, diverse Kinos, Delphinshow, Schlittschuhbahn, U-Boot-Fahrten (4 Meter tief, wow, gähn), ein riesiges Wellenbad mit diversen Megarutschen, Minigolfplatz und Foodcourt. Morgens  sollen hier sogar die Jogger ihre Runden drehen. Wir drehen auch unsere Runden, allerdings durch die Shops und dann natürlich auch zum Foodcourt, wo mindestens zwei Dutzend Fast-Food-Lokale zur Auswahl stehen und eine Menge  interessanter Dinge dabei sind. Unsere Wahl fällt auf Chinese Food, wo man für $2,75 zwei Teile zu essen bekommen  kann oder für einen Dollar mehr auf ingesamt 18 (!) Teile erhöhen kann. Den Dollar packen wir drauf, noch einen Eistee dazu und $9,80 bezahlt.

 Die Fahrt geht zurück in den Westen. Erst hinter Hinton wird die Strecke wieder interessant, denn die Rockies kommen  zum Vorschein und wir können sie mittlerweile am Horizont sehen. Einige Zeit später läuft im Jasper National Park eine  ganze Herde Bergziegen an uns vorbei, genau dort, wo wir gestern die Schneeziegen sahen. Wir stehen auf dem Rastplatz  und die Tiere laufen gerade mal zwei Meter an unserer offenen Autotür vorbei. Der Viewpoint ist absolut empfehlenswert, auch wenn wir nicht genau wissen, wo er ist, denn  er hat keinen Namen. Sorry an alle Lesenden, die dorthin zum Schnee- und Bergziegen-Schauen reisen wollen... einzige Tipps: aus Richtung Jasper liegt er auf der rechten  Seite vor einer Felsenerhebung und es befindet sich dort eine kleine Infotafel, die auf die Ziegenwanderungen wegen der Mineralien hinweist.

Nur ein paar Kilometer weiter sieht Biene in 500 Meter Entfernung eine Elchkuh durch den Athabasca-Fluß gehen.  Anscheinend habe ich als Kind zu wenig Karotten bekommen, die meisten Tiersichtungen gehen auf Bienes Konto. Durch unser Anhalten verursachen wir den Stopp von weiteren Fahrzeugen, die dieses Schauspiel auch betrachten wollen. Das  Tier verschwindet irgendwann und wir auch. An Jasper vorbei geht es nun den Highway Nr. 16 durch eine traumhafte und sehr (regen-)nasse Gebirgslandschaft. Die Strecke ist wunderbar, allerdings fahren wir ständig durch irgendwelche  Wolken, die der Meinung sind, heute besonders tief hängen zu müssen.

Tete Jaune Cache soll eigentlich ein Ort sein, aber irgendwie stehen hier nur 10 Häuser. Im Accomodation-Guide sind 3  Unterkünfte aufgeführt. Wo sind die alle? Zum Glück ist eins der Häuser ein Motel mit freien Kapazitäten und angeschlossenem Restaurant. Letzteres liegt sehr nett unmittelbar am Fraser River und wir ergattern den einzigen  Fraser-River-Blick-Fenster-Platz dort. Es sieht eher aus wie in einem großem Wohnzimmer, so mit Kamin, kleinen Fenstern und einer gemütlichen Atmosphäre. Das  Tagesspecial Fish & Chips geht gleich an Biene und ich ordere ein 6 Unzen-Steak und beides natürlich wieder mit Eistee ($28).

 

 Samstag, 2. Juni 2001 (Mount Robson Provincial Park)

40% aller Tage von Mai bis Oktober ist der Gipfel vom Mount Robson nicht zu sehen. Wir gehören zur Minderheit und sind  nicht ganz so traurig, denn es ist wenigstens trockenes Wetter. Gestern Nacht hat es hier geschüttet, aber jetzt sieht es gut aus.  Die Wettervorhersage für dieses Gebiet lautet entweder "sunny with clouds" oder "clouds with sunny" eventuell dann noch die  Regenwahrscheinlichkeit von 50% dazu und man kennt das Wetter hier. Der Mount Robson ist fast 4.000 Meter hoch und hält entsprechend jede Wolke fest.

 Als Wanderung haben wir uns den Trail "nur" bis zum Kinney Lake ausgesucht, der auf 5 km einen Höhenunterschied von 150  Meter beinhaltet. Der Weg führt entlang des Robson Rivers durch dichten, feuchten Wald, der mit Hemlock Tannen und Zedern  sowie Unmengen Moos besetzt ist. Ständig ist das Rauschen des Flusses zu hören und auch zu sehen, da dieser aufgrund seiner hellblauen Farbe durch den Wald leuchtet.

 

 

Diese Region soll auch Grizzly-Gebiet sein und wir erinnern uns daran, dass  wir noch nicht einmal im Elk Island National Park ein Bison in 4 Meter Entfernung im Wald wahrnehmen konnten. An wie vielen Grizzlys sind wir wohl schon vorbei gekommen? Der Wald hat etwas urtümliches und  unheimliches. Nach rund 5 km kommen wir am wunderschönen, smaragdschimmernden Kinney Lake an. Der erste Picknicktisch ist unser und wir genießen erstmal die Ruhe hier. Plötzlich fängt es 10 Sekunden sehr laut  lang an zu donnern und zu krachen, wow, ein Gerölllawine hat sich irgendwo in der näheren Umgebung losgelöst. Von dem Geräusch kriegen wir eine Gänsehaut und sind froh, hier in der sicheren Ebene am See zu sein.

Die "mostly sunny"-Vorhersage wandelt sich in "mostly cloudy" um und wir gehen  zurück zum Trailhead. Auf dem Weg treffen wir junge Hiker, die heute Morgen um halb sieben gestartet sind und bereits 26 km Rückweg hinter sich haben. Glückwunsch sagen wir da nur, gleichzeit kommt uns eine  Gruppe mir riesigen Rücksäcken entgegen, die wohl noch einige Tage vor sich haben. Na, wenn die so ein Wetter wie gestern Nacht erhaschen, dann werden sie sich auf die heiße Dusche danach freuen.

 Mit Auto geht es dann auf recht gerader und ebener Straße raus aus den Rockies nach Clearwater. Zwei Kojoten und ein  Weißkopfseeadler sagen uns noch tschüss. Auf der Strecke entdecken wir immer wieder kleine Eistüten als Werbung und irgendwann erreichen wir ein "German  Restaurant" neben dem sich das kleines Häuschen mit der Leckerei befindet. Für Eisliebhaber ein netter Kurzstopp (Tipp: Die kleine Portion ist schon immer sehr  großzügig bemessen und das für 1,25$). In Clearwater bzw. die paar Häuser die dort stehen, holen wir uns noch eine Parkkarte vom Wells Gray Provincial Park und suchen uns dannn ein Motel. Es ist Samstag und einige Bustouren sind im  Ort, so dass die Motelsuche erst erfolgreich wird, als eine "Cancellation" uns zu einem Zimmer führt.

 Wir entscheiden uns zum Essen für einen Chinesen names "Double Dragon", wo auch eine chinesische Reisegruppe gerade  am Essen ist. Es kann hier also nicht schlecht sein. Naja, die blonde Bedienung hat auf jeden Fall keine Lust heute fröhlich  zu sein und das Essen ist ziemlich lau. Das einzige Highlight ist es, der chinesischen Gruppe beim Essen zu zuschauen und  zu sehen, wie der kanadische Busfahrer der Gruppe fast am scharfen Essen krepiert (für uns ergeben 2 Frühlingsrollen, 2 Chop Sueys,1 Bier und ... 1 Eistee $30). Als  Ausgleich geht es erstmal danach zu Dairy Queen, wo zwei herrliche Eisbecher fällig sind, hm, die sind lecker und viel zu groß, obwohl sie schon die "small"-Variante sind.

 

Sonntag, 3. Juni 2001 (Wells Gray Provincial Park)

 Raus aus dem Motel und der Blick geht nach oben. Wir haben drei Wetter am Himmel zur Auswahl: schwarze Regenwolken über dem Wells Gray Park, blauer Himmel gen  Osten und Schleierwolken dazwischen. Mal sehen, was das heute wird. Unsere Fahrt geht in den recht gering erschlossenen  (vielleicht auch mal gut für die Natur) Wells Gray  Provincial Park, der am besten von Clearwater zu erreichen ist. Eigentlich führt nur eine von Clearwater 67 km lange Straße in den Park rein, wovon jedoch die letzten 24 km  eine sehr gute Gravel Road ist und zum Clearwater Lake führt. Erster Stop ist bei den Spahats-Falls, die hübsch ausschauen, da der Wasserfall wie aus einer Wand tritt und  dann in diese rotschimmernde Schlucht fällt. Wow. Nächster Viewpoint (alles sehr aufs Auto abgestimmt) ist der Green Mountain Viewing Tower, der uns einen netten  Weitblick über die grünen voll bewaldeten Berge der Umgebung verschafft. Ab ins Auto, denn hier oben greifen die Mücken an, wie wir es bisher noch nicht in Kanada  kennenlernen mußten. Zum Glück haben wir ja in Vancouver unser "off"-Spray gegen die fiesen Dinger gekauft und präperieren uns erstmal. Nächster Anlaufpunkt sind die  Dawson Falls, die zwar nur 15 Meter hoch, aber dafür schlappe 91 Meter breit sind und daher schon interessant wirken. Unmittelbar dort wo sie stürzen, können wir stehen und spüren mal wieder, was für eine Kraft Wasser haben kann.

 Hauptattraktion im Wells Gray Provincial Park sind die Helmcken Falls, die allerdings in der späten Nachmittagssonne am besten zur Geltung kommen sollen, daher fahren wir  erstmal die Gravelroad zum Clearwater Lake. Trotz intakter Natur zeigt sich kein Tier am Wegesrand, ob die wohl heute frei haben? Es ist ja schließlich Sonntag.

Für Biene wird es ernst, denn eigentlich will sie gar kein Kanu ausprobieren, daher kommt auch ein vehementes "NEIN" von ihr, als wir  den Weg zum Vermieter runtergehen. Biene sieht nämlich, wie schnell hier der Clearwater River fließt und sie will nicht zum  Außenborder werden müssen, um den Wasserfall entgehen zu können. Sofort kommt jedoch die nette Dame vom Kanuverleih aus  ihrem Wohnwagen und klärt uns auf, dass die Boote 2,4 km weiter oben am sehr ruhigen Clearwater Lake bereitstehen und das  Kanufahren ja so einfach ist. Biene gibt sich einen Ruck und stimmt zu, was die Vermieterin (kriegt ja auch $37,50), aber auch mich  freut und so bekommen wir eine Kurzeinweisung im Trockenen und unser Equipment: 3 Paddel (falls eines ins Wasser reinfällt),  Schwimmwesten (wärmen auch die Nieren), Schöpfkelle (wie viel Löcher wird das Kanu haben?) und Rettungsleine. Die Kanus liegen  einfach so am Ufer, wir nehmen eines und raffen es ins Wasser. Kaum sitzen wir im Kanu, ist alles sehr vertraut und wir genießen die  fantastische, einsame Natur. Kaum Wolken am Himmel, kein Wind, hohe Berge und ein ruhiger See sind aber auch die allerbesten Voraussetzungen für eine kanadische Kanutour.

Ich sitze hinten und Biene vorne, also sie paddelt und ich lehne mich zurück, nein, wie beim  Tandemfahren geht es nicht ab, man muß schon zusammen paddeln, da man sonst den Kurs verliert. Unsere Tour geht am Ufer entlang und nach einer Weile erscheint die weiße Spitze  des Goat Peak (2.450 Meter), ah, so kann man es aushalten. Drei Stunden nehmen wir uns Zeit für diese tolle Kanutour und dann geht es auf Gravel Road zu den Helmcken Falls. Positiv  stellen wir fest, dass die Tiere heute doch nicht frei haben, denn eine Schwarzbärmama ist mit ihren beiden kleinen Jungen am Straßenrand unterwegs. Zuckersüß die kleine Familie.

 Die Helmcken Falls am späten Nachmittag zu bestaunen ist richtig, denn die Sonne steht so, dass die 141 Meter hohen Wasserfälle  eine Regenbogen bilden und so unglaublich aussehen. Schon sehr beeindruckend, wie der Murtle River hier in die Tiefe des Canyons fällt.

 So, nun aber raus aus dem Park, halt stop, da schon wieder ein Schwarzbär am Straßenrand, der sich nicht aus der Ruhe bringen läßt  und einfach im Liegen weiter frißt... er erfüllt das volle Teddybärenklischee. Auf der Straße geht es nun bei herrlicher Abendsonne  noch nach Kamloops. Die rd. 120 km lange Straße verliert langsam an Höhe, so dass sich auch die Vegetation ändert. Wald wird weniger, Viehwirtschaft nimmt zu und wir sehen häufig Hänge nur mit Sagebrush am Wegesrand.

 In Kamloops treffen 3 Highways aufeinander und das heißt, hier steppt der Motel- und Restaurant-Bär. Eingecheckt wird im Trift Inn  ($46) und bei Aldo´s gibt es eine 14´er  Riesenpizza, die auch für eine Handballmannschaft reicht und dazu natürlich zwei Refill-Eistee ($ 26 ).

 

 Montag, 4. Juni 2001

 Beim Motel ist trotz des niedrigen Preises das Frühstück inklusive, allerdings ist es auch nur das "Continental Breakfast" und das bedeutet ein paar Muffins und einen Saft  dazu. Naja, wir sind immer noch am Suchen, welchen  Kontinent die denn mit "Continental" meinen.

 Auf dem Highway geht es nach Westen durch wenig interessante Landschaften, die fast nur aus dem Sagebrush (Salbeistrauch) bestehen, ab und zu mal ein paar Rinder  dazwischen. Da  wir jedoch ein bißchen Abwechslung gerne mitnehmen, fahren wir am Marble Canyon auf eine Gravel Road (Schulnote 4-), um einen Demonstration Forest  der kanadische Forstwirtschaft anzuschauen. Also erstmal ist die Gravel Road Mist, dann sehr schlecht ausgeschildert und nach rund 7 km wegen Arbeiten versperrt, so dass  wir den gesamten Weg wieder zurückfahren mußten, ohne überhaupt etwas gesehen zu haben. Ach ja... und auf einer Abzweigung hätte nur ein Geländewagen das Loch in der Gravel Road bewältigen können. Das waren verschenkte 45 Minuten.

In Lillooet gibt es noch kurz bei A & W etwas zu essen und dann geht es auf der schönen Bergstraße #99 nach Süden Richtung  Vancouver. Der sich schlengelne Weg führt uns jetzt wieder entlang fließender Gewässern durch bewaldete Regionen und weißen  Bergen. Biene meistert jede Kurve und jeden Hügeln, denn schnelles Vorankommen ist hier nicht gegeben. Irgendwo auf der Strecke sehen wir dann noch zwei süße Murmeltiere, die sich durch unsere Anwesenheit kaum stören lassen.

 Also eine Unterkunft in Whistler zu nehmen, ist für uns nicht angesagt, da die Preise bei den einfachsten Unterkünften bei  $80 gerade  anfangen und dann bis $500 raufgehen. Aber Anschauen ist nicht so teuer und daher gehen wir in dem sehr schweizerisch wirkenden  Ort einmal durch die Fußgängerzone. Entweder sind es Funsport-Läden, Designershops oder Maklerbüros, die man hier "bestaunen"  darf. Die reichen Leute (incl. Kids) sind hier unter sich und das ist auch ganz einfach, denn das durchschnittliche Einfamilienhaus kostet hier exakt eine Million Dollar! Das ist nur doppelt soviel wie derzeit in Vancouver.

 Der Ort Whistler ist zwar sehr hübsch angelegt (1980 wurden die ersten Resorts gebaut), wirkt aber auch sehr künstlich/steril und hat seinen Tribut von der Natur gefordert.  Mit Geld kann man hier bestimmt viel Vergnügen per Ski, Bike oder Snowboard haben. Sehr gut gefällt uns dagegen der Supermarkt (IGA) am zentralen Parkplatz von  Whistler Village. Innen sind die Wände und die Decke mit Bergmotiven bemalt und ein bemannter Skilift geht mitten durch den Markt. Jede Form an guten Lebensmitteln  kann man dort ergattern, für uns reicht jedoch erstmal ein leckerer Strawberry-Smoothie-Shake.

 Die Straße #99 heißt auch sea-to-sky-Highway (wir fahren ihn andersrum) und er kostet einfach auch entsprechend Zeit, was er aber wert ist. Squamish ist unser  Unterkunftsort, allerdings suchen wir an der falschen Stelle, denn Squamish ist wie viele kanadische Orte manchmal etwas zerstreut. Erst auf Nachfrage bei Passanten finden  wir unsere Unterkunft, wobei ein Eisenbahnzug uns zunächst die Zufahrt versperrt. Mit schlappen 10 km/h und knapp 120 Waggons dauert es ein wenig länger bis der Zug den Bahnübergang geschafft hat.

 Der Mann an der Rezption war 8 Jahre lang in der Schweiz und spricht entsprechend Switzerdütsch mit uns, ferner sorgt er für eine gute Abendessen-Empfehlung, nämlich die  Howe Sound Brewing Company. Es ist einer der kleinen Brauereien, die ein paar Sorten Bier selber brauen. Wir sitzen im Pub, einem hohen Raum der von Holzbalken  eingerahmt ist. Wir finden es einfach urig, denn es gibt robuste Holzstühle/-tische, Sofas, einen Kamin, einen Billiardtisch, usw. Es sind circa 40 andere jüngere Leute da und  die Stimmung ist recht locker, scheint eine Snowboarding-Gruppe zu sein. Ich probiere das Hefeweizen, was auch gut schmeckt und dazu noch einen urigen Burger mit  Pommes. Biene nimmt einfach die Vorspeisenplatte, die mit Chicken-Wings, Potatoe-Kajaks, diversem rohen Gemüse zzgl. Dips und crispy Garnelen gespickt ist. Iced Tea ist leider aus und so gibt es halt eine Pepsi dazu ($34). 

 

Dienstag, 5. Juni 2001

 Auf der Straße #99 geht es heute weiter nach Süden Richtung Vancouver. Bereits nach zwei Kilometern legen wir unseren ersten Stop bei den Shannon Falls Provincial Park  ein. Die Wasserfälle stürzen hier rund 330 Meter (etwas holprig) in die Tiefe und sollen die zweithöchsten Kanadas (die höchsten sind auf Vancouver Islands mit 440 Metern)  und laut der Rezeption unseres letzten Motels die drittgrößten Fälle Nordamerikas unbestätigt. Kanada lebt von Superlativen. Jedoch nicht nur der Wasserfall ist super auch  die vielen Rotzedern, die hier wahrscheinlich seit Jahrhunderten wachsen, nur das Besondere hier ist es, dass die Bäume auf alten Baumstämmen wachsen und sich die Wurzeln um die Stämme klammern.

 Die Straße #99 fahren wir nochmal nach Norden zum Chief Stawak Provincial Park, wo direkt an der Straße ein riesiger Granitfelsen normalerweise die Kletterer einlädt,  aber heute ist leider kein einziger zu sehen. Nunja, dann geht es halt weiter nach Süden, wo auf halber Strecke die Britannia Mines zu besuchen sind. Von 1899 bis 1974 war  diese Kupfermine in Betrieb und das macht sie sehr interessant, denn die gesamte Entwicklung der Bergbaugeschichte ist hier eindrucksvoll dargestellt. Es wird für $9,50 pro  Person gezeigt, wie man damals Gesteinsproben aus den Tiefen holte, wie die Menschen damals im hiesigen Dorf lebten (Fotoausstellung), aber auch anhand von  Ausstellungstücken, unter welchen Umständen damals gearbeitet wurde. Höhepunkt der Begehung ist die Fahrt in den Berg hinein, wo auch live gezeigt wird, wie damals mit  den eingesetzten Pressluftbohrer/-hammern gearbeitet wurde. Vier Druckluft-Maschinen aus den Jahren von 1899 bis 1974 sind dort vorhanden. Der Krach bei  Inbetriebnahme ist fürchterlich und eigentlich nicht auszuhalten. Tja, und dann gab es ja noch Nässe, Hitze, Knochenarbeit... den Bergwerksleuten gilt unser Mitleid und wir  schwören, dass wir uns über unsere Bürojobs nie wieder beschweren wollen.

 Jetzt aber auf nach Vancouver. In Horseshoe Bay biegen wir ab, um noch vom hübschen Whytecliff Park einen Blick auf die fjordähnliche Wasserlandschaft Vancouvers zu  erhaschen. Leider zeigt sich keiner der sonst hier üblichen der Killerwale oder der Weißkopfseeadler, so dass wir wieder von dannen ziehen und via Marine Drive direkt an  der Küste und durch schicke Wohngegenden nach Vancouver reinfahren. Die Stadt ist voll wie wir es erwarten, aber irgendwie kommen wir gut durch und sind prompt vor  unserem Motel, wo wir auch gleich zu gewohnten $55 zzgl. TAX ein Zimmer erhalten.

 Es ist Nachmittag, leichter Nieselregen setzt ein und so fällt die Wahl einstimmig auf das Metrotown-Einkaufszentrum (Kingsway 4600-4800), welches das größte in British  Columbia sein soll. Auf alle Fälle ist der Supermarkt einer der größten und auch besten, denn Biene findet dort noch die letzten Mitbringsel und ich bestaune die 12  verschiedenen Sorten lebender Muscheln und die schwimmenden Garnelen, die es jeweils pfundweise im lebenden Zustand zu kaufen gibt (neben Lobster und diversen Fischen).

 Das gesamte Einkaufszentrum mit den kostenlosen Parkplätzen ist wirklich klasse und einen Trip wert. Mit vollen Einkaufstaschen lassen wir den Abend bei T.G.I. Fridays bei  Dallas Burger und Triple Sticks genüßlich ausklingen, besonders für mich, weil Biene mich einlädt. Die Lime-Margarita schmeckt danach natürlich doppelt so gut ($36).

 Im Motel schmeißen wir sämtliche Sachen aufs Bett, um sie dann vernünftig wieder in zwei Taschen zu bekommen. Haben wir wirklich auf unserem Flug nur erlaubte 20 kg  Gepäck pro Person? Die Taschen wiegen mindestens soviel wie vier Colakisten und es ist schon verwunderlich, wie sich fast dieselben Sachen im Gewicht verdoppeln  können. Wahrscheinlich ist es die zugenommene Luftfeuchtigkeit, die in den Sachen steckt. Der obligatorische Anruf beim Flughafen, ob und wann morgen unser Flug geht, ist  positiv. So nun ab ins Bett, morgen geht es mit erfülltem und glücklichem Gefühl wieder nach Hause.

 

Mittwoch, 6. Juni 2001

Wie immer schlafen wir in der letzten Nacht nicht so gut, vielleicht hängt es aber auch mit dem Schnarcher und den Teenagern von nebenan zusammen. Innerhalb von 35  Minuten sind wir durch den Verkehr von Vancouver beim Flughafen und können sofort unseren Wagen abgeben, wobei der Herr von der Entgegennahme meint, wir müßten  noch etwas bezahlen. Im AVIS Büro klärt sich dies schnell und die Dame bucht alles aus. Der Flughafen ist sehr gut aufgebaut, daher geht alles recht schnell und nach  Frühstück und Shoppen geht es ab zum Boarden. Im Flughafen von Vancouver ist dann noch eine Ausreisesteuer von $15 pro Person fällig, die man netterweise sogar per  Kreditkarte bezahlen kann. Wofür bezahlt man die eigentlich? Und wie kommt man nach Hause, wenn man dafür kein Geld mehr hat? Ungelöste Fragen und eigentlich auch  egal, denn jetzt geht es zurück nach Hause, was immer wieder schön ist.

Vielen Dank, Kanada!

 

 

 

Tipps für einen Kanada-Aufenthalt

 

Fotografieren

Wie jeder Reiseführer schon warnt, sollte man ausreichend Filme mit nach Kanada nehmen. Das hat zwei Gründe, erstens gibt es viel zu fotografieren und zweitens sind die  Filme in Kanada sehr viel teurer (gute Filme ab $7, ansonsten im Supermarkt einen 5er Pack für $14 kaufen). Selbst bei schlechten Wetter findet man immer wieder Motive,  die zum Ablichten interessant sind. Sehr viele Fotos gehen für Tieraufnahmen "drauf", weil man die Perspektive für die Tiere nicht frei wählen kann, sondern das Tier diese in  der Regel bestimmt. Für einen Elch ist dann schon mal ein halber Film einzuplanen.

  Da Kanada kein Streichelzoo ist, stehen die Tiere nicht immer in unmittelbarer Umgebung, so dass ein Telezoom für gute Tierfotos erforderlich ist. Ein lichtsensibler Film ist  hier sehr dienlich (ASA 400). Wir hatten 18 Filme Kodak Welt  mit jeweils 36 Aufnahmen geschossen und erzielten auch bei schwierigen Licht- oder Entfernungsverhältnisse  gute Ergebnisse (Dank an meine Schwester Kirsten Hülsmann, die uns die Filme noch kurzfristig besorgte). Alle Fotos schossen wir mit einer Canon EOS 500e und einem  Tamron 28-300 Objektiv (sehr gut). Für extreme Entfernungen bei Tieraufnahmen setzten wir auch mal einen 2fach Telekonverter zur Verdoppelung der Brennweite ein.  Allerdings leidet dadurch die Bildqualität sehr, da wesentlich weniger Licht durch das Objektiv auf das Bild treffen kann. Das mitgenommene Cullmann Magic 2 Stativ war  sehr dienlich bei Wasser- oder Nachtaufnahmen oder auch mal, um uns selber gut zu fotografieren.

 

 Wetter

 Im Vorwege lasen wir einen Reisebericht einer Familie im Internet, die genau während des selben Zeitraumes im Jahr 2000 unsere Strecke fuhren. Diese Familie hatte fast nur  Regen, war aber trotzdem von Kanada begeistert. Während unserer Tour hatten wir zur Hälfte pures Sonnenschein-Wetter mit Temperaturen von bis zu 25 Grad, ein paar  trockene Tage mit dunkelsten Wolken und ein paar Tage mit bedeckten Himmel und Schauern, der sich immer mal lichtete. Von all unseren geplanten Aktivitäten haben wir  keine einzige verschieben müssen, weil das Wetter nicht mitspielte und wir mußten niemals im Regen wandern. Der Regen hat sich häufig nachts niedergelassen und manchmal auch während einer Autofahrt.

Obwohl die Seen Moraine Lake, Lake Louise und Peyto Lake noch teilweise zugefroren waren, so waren die Temperaturen dort an die 20 Grad hoch. Über dem vereisten  Moraine Lake flimmerte gar die Hitze. Beim Columbia Icefield war es jedoch wirklich kalt, was allerdings bei der Höhe und den Schneemassen auch zu erwarten war.

 

Tierwelt

 Wir lasen Reisebrichte im Internet, die während ihres gesamten Kanadaurlaubs nicht einen Bären oder einen Elch gesehen haben, obwohl ja Kanada das Tierland schlechthin  ist. Es ist einfach reine Glückssache, welche und wie viele Tiere man zu sehen bekommt. Umgerechnet auf die Kilometer haben wir durchschnittlich alle 1.000 Kilometer einen  Bären sehen können! In den Nationalparks zu den Dämmerungszeiten hat man jedoch die größten Chancen, Tiere zu beobachten. Auf unserer Fahrt auf dem Icefield Parkway  sahen wir fast gar keine Tiere und das auf einer Strecke von fast 200 km! In der Umgebung von Jasper sahen wir dagegen auf unseren Touren Bären, Elche, Schneeziegen,  Kojoten, Bergziegen, Wapitihirsche und Dickhornschafe. Ebenso im Pacific Rim National Park sahen wir viele Tiere wie Bären, Grauwale (Whale-Watching-Tour),  Weißkopfseeadler und Wapitihirsche. Nördlich von Vancouver bei Squamish überwintern von November bis Februar mehr rund 3.000 Weißkopf-Seeadler jedes Jahr. In  den dortigen Bergen sahen wir Murmeltiere. Im Elk Island National Park bewunderten wir dagegen auch die nur dort vorkommenden Bisons und auch Biber und Bisamratten.  Oftmals sahen wir auf unseren Wanderungen die Tiere nicht oder sehr spät, wenn sie nur wenige Meter von uns entfernt waren (sh. Bison-Geschichte im Elk Island National Park).

Am Straßenrand parkende Fahrzeuge mit Blinklichtern sind immer ein 90%iger Hinweis für Tiere in unmittelbarer Umgebung (oft Bär oder Elch). Kein ungefährliches  Unterfangen, wenn die Straße eng ist und starkes Verkehrsaufkommen herrscht. Laut den Anweisungen der Nationalparkverwaltung ist das Anhalten nicht erlaubt, damit ist  auch klar, dass das Aussteigen aus dem Fahrzeug ebenso verboten ist. Allerdings muß man zugestehen, dass die Tiere (besonders Bär und Elch) einfach zu interessant sind,  als dass man mit 50 km/h dran vorbeifährt. Wir konnten auch nicht anders und stoppten gelegentlich.

Das Füttern der Tiere ist strengstens verboten, da dadurch die Tiere bedroht sind. Die Tiere verlernen durch das Füttern, ihre Nahrung selbständig zu suchen. Das ist zwar im  Sommer kein Problem, aber im Winter fehlen die Touristen und damit das Futter. Verhungernde Tiere sind die Folge. An jedem größeren Lookout findet man die süßen  Squirrels oder auch amselgroße Vögel wie Nutcracker, die für Futter sogar auf der Hand landen. Die Leute holen alles an Lebensmitteln aus den Taschen, was für ein gutes  Foto mit dem angelockten Tier herhalten könnte. Das können dann auch gerne mal salzige Erdnüsse oder Erdnussbutterbrote sein... Dinge, die auf der natürlichen Speisekarte  schwer zu finden sein dürften. Gefährlich wird es, wenn die Tiere lernen, Futter von Menschen zu erhalten, aber dann abgewiesen werden. Agressivität kann die Folge sein  und Bisse durch Squirrel sind nicht selten. Die Enttäuschung eines Bären möchten wir nicht kennenlernen.

Unser Fazit: Einfach den wundervollen Anblick der freilebenden Tiere genießen und dabei die Natur berücksichtigen.

 

National-/Provincialparks

 Die Provincialparks sind kostenlos und weniger streng behütet wie die Nationalparks. Ausschilderungen auf interessante Punkte und Ausgangspunkte sind von den  Hauptstraßen jeweils gut ausgeschildert. Die Entfernungen zu den bekannten Viewpoints sind vom Parkplatz oftmals nicht mehr als 300 Meter entfernt. Einige Provincial Parks  schließen früh abends ihre Pforten, das kann schon mal um 18.00 Uhr sein.

 Die Nationalparks unterhalten stets ein gut geführtes Visitorcenter, in dem man eine Menge Informationen, freundliche Bedienung, Andenken, Kartenmaterial und Broschüren  erhält. Parkplätze in den Nationalparks sind allesamt gebührenpflichtig bzw. die Gebühr ist der Parkeintritt, den man zu entrichten hat. Tickets können in den Visitorcenter  oder am Automaten am Parkplatz gekauft werden. Die Mehrtagestickets oder den Jahrespass bekommt man am Visitorcenter. Ein Tagesticket, was bis 16.00 Uhr des  nächsten Tages gültig ist, kostet rund $8. Zum Beispiel kostet das 7 Tagesticket $50 (incl. TAX) und der Jahrespass $70 (incl. TAX), wobei letzterer nicht Personen- oder  Autobezogen ist und so beliebig weiterverwendet werden kann. Letzteren kauften wir daher auch, weil die Planung dadurch für uns wesentlich leichter ist und wir nicht festgelegt sind.

 

Geld & Bezahlen

 Wir haben Can$ 280,00 in bar mitgenommen und 3 Kreditkarten (Eurocard und Visacard) sowie unsere ec-Karten. Mit den ersteren kann man in Kanada alles bezahlen, sei  es der Supermarkt, das Hotel, im Shop, das Museum oder der Eintritt im National Park. Einzig die B&B-Unterkünfte sind weniger den Kreditkartenzahlungssystemen  angeschlossen. Mit der ec-Karte und der dazugeörigen PIN erhält man für geringe Gebühren (ca. $1,50) an jedem Geldautomaten mit dem Maestro-Zeichen Bargeld..

 Unser Hinflug-Nachbar Hans, der seit 16 Jahren in Kanada lebt, meinte sogar, wer nicht mit Kreditkarte zahlt, der gelte als nicht kreditwürdig. Das einzige was die Nutzung  der Kreditkarten einschränkt sind gelegentlich Mindestbeträge je Einkauf von $5 oder $10.

 

Essen & Trinken

Wie in den USA gibt es auch in Kanada viele Restaurantketten, die über das Land in jedem größeren Ort ansässig sind. Oftmals liegen die Restaurantketten zusammen mit  den Motels an den Einfahrtstraßen der Städte. Die Ketten sind ähnlich wie bei uns die McDonalds-Kette aufgebaut. Kennt man ein Restaurant, so sind die anderen Häuser  derselben Kette genau gleich. Das hat den Vorteil, wenn man sich in eines verliebt hat, dann freut man sich an den anderen Orten immer über ein Wiedersehen. Allerdings lernt  man dann keine anderen Restaurants kennen und vielleicht ist ein noch besseres dabei. Genauso weiß man vielleicht, welche man nicht wieder besuchen braucht.

Anders als in den USA ist jedoch die Vielfalt von individuellen und bezahlbaren Restaurants, die in den größeren Orten zu finden sind. Kanada ist Einwanderungsland,  Vancouver hat beispielsweise den größten Anteil asiatischer Menschen Nordamerikas und diese Tatsachen machen sich positiv bei den Gerichten bemerkbar. An der Küste  kommen die frischen Zutaten aus dem Meer hinzu, die dort gerne angeboten werden. Ähnlich wie in den USA sind die nichtalkoholischen Getränke sehr günstig und werden  auch kostenlos wieder aufgefüllt (free-refill). Allerdings haben wir den Begriff oder den Hinweis "free-refill" im Gegensatz zur USA auf kaum einer Karte gelesen.  Nichtsdestotrotz haben wir immer kostenlosen Nachschub erhalten.

Die meisten Restaurantketten, aber auch die kleinen unabhängigen Fast-Food-Restaurants bieten Frühstück an. Meist handelt es sich um eine süße Angelegenheit mit  Zimtrollen, Bagels mit verschiedenen Aufstrichen oder die deftige englische Variante mit gebratenen Schweinespeck, Rührei und Toast. Letztere Varianten werden auch in den  B&Bs gereicht, wobei häufig von der Hausdame gefragt wird, was denn eventuell eher nicht gerne gegessen wird.

Das Mittagessen (Lunch) gibt es in jedem Restaurant so zwischen 11 Uhr und 14 Uhr, wobei es oftmals eine besondere Karte mit Gerichten zu günstigeren Preisen gibt. In  den Chinatowns bekommt man dann schon mal für $6 ein ganzes "3-Gänge-Menü".

Da in Deutschland eigentlich nur die Ketten McDonalds, Burger King und Pizza Hut weit verbreitet sind, führen wir hier mal unsere Essensgedanken über die Restaurantketten im Westen von Kanada auf:

 

Telefonieren

Jedes Motel oder Hotel hat fast immer ein Telefon auf dem Zimmer, aber wie es halt üblich ist, sind die Telefongebühren dort recht hoch. In Kanada (und auch USA) gibt es  an Kiosken oder in Zeitungsläden Telefonkarten zu kaufen. Auf der Karte ist eine Anleitung aufgeführt, eine freizurubbelnde Geheimnummer (PIN) und  welche Nummern man  zu wählen hat, um einen Verbindungsaufbau herzustellen. Im Grunde so ähnlich wie in Deutschland das Call-by-Call Verfahren. An den Kiosken gibt es Telephonkarten von  verschiedenen Anbietern, die sich durch unterschiedliche Tarife unterscheiden. Es sind jeweils die Länder aufgeführt und wie der Tarif ist, wobei netterweise auch dabei steht,  wie lange man mit dem entsprechenden Guthaben telefonieren kann. Ferner ist angegeben, ob und wie viel die Verbindungsgebühr beträgt

Es gibt Karten für $5, $10 oder $20. Die Karte von der Firma "Encore" hat nach Deutschland keine Verbindungsaufbaugebühr (bei anderen bis zu $1,50!) und man kann mit  der $5-Karte rd. 70 Minuten telefonieren. Am Anfang des Telefonats wird jeweils angesagt, wie viel Guthaben man hat und wie lange man damit noch telefonieren kann. Bei  Encore muß man eine örtliche Zugangsnummer wählen, die auf der Telefonkarte draufsteht, die freigerubbelte PIN eintippen und dann unmittelbar 011 (für Übersee) 49 (für  Deutschland) und die deutsche Telefonnummer hinterher (ohne die führende Null der Vorwahl).  Mit der #-Taste abschließen und dann klappt es auch.

 

Unterkünfte

Unsere dreiwöchige Mietwagenrundreise war nur hinsichtlich Flug, Auto und erster Unterkunft in Vancouver vorgebucht. Alles andere haben wir dann jeweils vor Ort gesucht  und konnten somit flexibel die Tour angehen. Ein einziges Mal gab es Probleme, eine Unterkunft zu bekommen, und das war an einem schönem Wochenende in Banff,  ansonsten war das freie Angebot immer sehr umfangreich. Übernachtet haben wir jeweils in Motels oder Bed&Breakfast-Zimmern. Letztere haben den appetitlichen Vorteil,  dass das Frühstück (wie der Name ja sagt) mit im Preis enthalten ist und keine Steuern anfallen. Im ersten Preisvergleich sind daher B&B etwas teurer, aber berücksichtigt  man das Essen und die Steuern, so sind sie absolut konkurrenzfähig. Sie sind jedoch auch nicht ganz leicht zu finden, denn von der Straße weist oftmals nur ein sehr kleines,  schlecht lesbares Schild auf die Übernachtungsmöglichkeit hin. Ein B&B-Guide aus dem kanadischen Buchhandel hilft hier weiter oder man steuert zunächst das örtliche  Visitorcenter an und fragt dort nach einem kostenlosen Verzeichnis für den Ort oder für die Region.

In Victoria erhielten wir von Marion, der B&B-Betreiberin, auf Nachfrage das British Columbia Accomodation Heft. Jeder kleine Ort von BC ist dort aufgeführt, ferner sind  ein paar grobe Ortsangaben (Entfernung von bis) und die genauen Angaben eines RV-Parks, eines Motels/Hotels oder der B&B aufgeführt. Es wird das Haus mit Adresse  (einschließlich eMail und Homepage falls vorhanden) genau beschrieben, welche Besonderheiten vorhanden sind und ob man mit Kreditkarte zahlen kann. Die Preise sind  jeweils für die Hauptsaison angegeben, ferner ist genannt, ob es Nebensaisonpreise gibt. Für unsere Reise war dies Heft bzw. Buch eine sehr nützliche Ergänzung. Das Heft  haben wir später in den Visitorcenter der Nationalparks gratis in der Auslage wiedergesehen oder auf Nachfrage erhalten.

 

Preise & Kosten

Alle bei uns genannten Preise sind jeweils inklusive der vor Ort gültigen Steuern und bei den Restaurants haben wir auch das Trinkgeld mit eingerechnet. Die Mehrwertsteuern  (GST - nicht die PST (Provinzsteuern)) auf Luxuswaren und auf die Hotels kann man sich mit dem Tax Refund wieder zurückerstatten lassen. Dazu benötigt man einen  Erstattungsantrag, welchen es im Touris-Center oder bei Infobroschüren im Motel/Hotel gibt und welches man dann am Ende der Reise von Zuhause beantragen muß. Die  Rückerstattung der Steuern haben wir unberücksichtigt gelassen. Grundlage aller Preise war ein Dollarkurs von um die DM 1,45 je kanadischen Dollar

 

Mietfahrzeug

Mal wieder haben wir den Mietwagen über DER-Tour gebucht, da die Auswahl recht gut ist, die Preise vernünftig sind und zusätzlicher Versicherungsschutz in der Haftpflicht  integriert ist (Package B ist nicht notwendig, da die Zusatzleistungen das Geld nicht unbedingt wert sind). Bei CANUSA (www.canusa.de) sind die Preise insbesondere bei  Hertz sehr günstig, allerdings eher bei den kleinen Fahrzeugen mit einem geringeren Versicherungsschutz. Die Buchung des Mietwagens ist von Deutschland durch ein  Reisebüro wesentlich günstiger und komfortabler als im Ausland selber. Bei der Mietzeit sollte man wochenweise buchen, da einzelne Tage recht teuer im Vergleich zur  Wochenmiete erscheinen. Bei der Buchung des AVIS-Wagen gab es diesmal im Vorwege sogar eine Anleitung, wie man die Automatik eines Fahrzeuges bedient. Das ist für  Unerfahrene eine tolle Idee, jedoch kann man auch einen Mitarbeiter vor Ort fragen, was jedoch bei großen Parkplätzen, wo die Autos stehen, nicht ganz leicht ist. In  Vancouver sind die Autovermieter in einem großen Parkhaus gleich am Gebäudeausgang des Flughafens untergebracht und bei AVIS wird der Wagen einem persönlich  vorgefahren und gefragt, ob man weiß wie der Wagen und ob die Strecke zum Hotel bekannt ist. Bei Alamo wird in den USA der Vertrag auch in deutsch ausgedruckt, was  bei AVIS nicht der Fall ist. Die Gebühr für zusätzliche Fahrer beträgt bei AVIS einmalig $25 und entfällt jedoch bei Ehe-/Lebensgemeinschaften. Es wird meistens jedoch nur  gefragt, ob man verheiratet ist und ansonsten wird die Gebühr sofort eingebucht, so das man gegebenenfalls hier aufpassen und darauf hinweisen muß, dass man zusammenlebt  (gleiche Hausadresse reicht als Nachweis aus).  Die Rückgabe des Fahrzeuges hat jeweils bis zu der Uhrzeit zu erfolgen, wie man den Wagen angemietet hat. Die gemieteten  Tage gelten immer als 24 Stunden. Ein Zeitüberschreiten kostet erhebliche Gebühren. Bei AVIS kann maximal 1 Stunde kostenlos überzogen werden. Der Vertrag mit dem  Autovermieter weist die genaue Anmietuhrzeit aus und in der Regel auch die Uhrzeit, bis wann der Wagen wieder abzugeben ist. Bei AVIS steht leider -wie man uns erklärte-  aus technischen Gründen eine Abgabezeitpunkt von 9.00h, was aber nicht stimmt. Entscheidend ist die Anmietuhrzeit.

Warum haben wir kein Wohnmobil gemietet? Die Dinger kosten täglich genausoviel wie der Mietwagen (DM 70,00) und die Unterkunft (DM 90,00) zusammen. Die  Bequemlichkeit und Sparsamkeit haben daher für uns entschieden. Zudem sind wir nicht die Menschen, die gerne auf engstem Raum leben. Die Wohnmobile können dafür  aber in der unmittelbaren Natur übernachten. Zusätzliche Kosten für begrenzte Meilen, höherer Spritverbrauch (rd. 20 Liter auf 100 km) und nicht gerade geringe  Campingplatzgebühren (mindestens $15) im Vergleich zum Service machten die Entscheidung für den Pkw leicht. Sich am Abend in einer behelfsmäßigen Küche etwas zu  brutzeln, den Abwasch zu machen oder vielleicht nasses Holz in ein  Lagerfeuer zu verwandeln, gefiel uns nicht so.

 

Verkehr

In Kanada herrscht Rechtsverkehr und das metrische System (mit Kilometern) vor. Eine Umstellung ist nicht nötig. Es wird sehr gelassen Autogefahren, die Geschwindigkeiten  liegen in der Regel bei 50 km/h im Ort, bei 90 km/h auf der Landstraße und bei 110 km/h auf dem Highway. Die Straßen sind für deutsche Verhältnisse sehr, sehr breit und  daher auch übersichtlich. Fußgänger haben und kriegen immer erste Priorität. An den Kreuzungen gibt es entweder Ampeln, Vorfahrtstraßen oder das us-amerikanische System greift, wer zuerst kommt, der darf zu erst fahren.

Mit der Automatik eines Mietwagens kommt so keine Hektik beim ersten Fahren auf, da alles viel langsamer angegangen wird und man sich voll auf die Straße konzentrieren  kann. Wohnmobilfahrer müssen wegen des transatlantischen Fluges zwischen Landung in Kanada und Anmietung einen Tag mindestens übernachten, was wegen der  Zeitverschiedung auch sehr gut ist und für alle gelten sollte. Auf jeden Fall ist eine lange Tour am ersten Tag nicht zu empfehlen.

 

Reiseführer/Karten

 Wir haben folgende Reiseführer studiert und die ersten beiden davon mit auf die Reise genommen. Englischsprachige Reiseführer findet man sehr gut bei Amazon  (www.amazon.de) und der Preis wird zum tagesaktuellen Devisenkurs umgerechnet. Im Buchhandel vor Ort sind die Preise einiges höher. Die Kombination aus dem  Reise-Know-how und dem Lonely Planet gefällt uns sehr gut. Vielleicht ist auch der Reiseführer Kanada/Westen aus dem Stefan Loose Verlag eine gute Alternative, leider konnten wir in diesen nicht näher reinschauen.

 Ferner hat uns Bienes Chef und Kanada-Fan Dirk Töfflinger die Detail-Karten von Vancouver, Vancouver Island, Westkanada und und den Nationalparks Banff und Jasper  zur Verfügung gestellt, was uns sehr behilflich waren, insbesondere für Vancouver, Vancouver Island und West-Kanada. Die Karten kann man in Kanada in jedem  Supermarkt oder auf der Fähre nach Vancouver Island kaufen. Sie kosten bei $4 rum und sind ihr Geld wert. Dagegen sind die für die USA immer so hoch gelobten Karten  des Verlages Rand McNally für Kanada nichts wert. Auf ein paar kleines Seiten wird das gesamte Wegenetz von Kanada abgebildet. Für die grobe Planung im Vorwege  reicht dies vielleicht, aber dafür muß man den USA/Canada-Guide von Rand McNally nicht anschaffen, sondern kann sich lieber kostenlos vom ADAC grobe Karten schicken lassen.

 Camping bzw. Wohnmobil kam zwar nicht in Frage, aber es gibt einen englischen DIN A4 großen Campingguide für Kanada, der so dick ist, wie bei uns ein großes  Telefonbuch. Alle Plätze sind dort aufgeführt und genau bewertet. Selbigen gibt es auch für Nordamerika, allerdings muß man dann schon Übergepäck anmelden, so dick ist der.

 

Lonely Planet - Canada

Leider, leider gab es bis zu unserer Reise nur einen Lonely Planet Reiseführer für den gesamten Bereich Kanadas. Der Führer hat daher auch "schlappe" 992  Seiten. Trotz dieses Umfangs wird Alberta und British Columbia "nur" auf 200 Seiten behandelt und dadurch sind die Informationen nicht so umfangreich wie  man sich die manchmal wünscht. Die Nationalparks werden leider auch nicht so stark berücksichtigt, wie es in den deutschen Westkanada-Reiseführern der  Fall ist. Beispielsweise wird der Wells Gray Provincial Park nur in drei kleinen Absätzen erwähnt und dabei auf die Helmcken Falls, dem Info-Center, die tolle Natur und einem Zeltplatz hingewiesen.  

Aber für uns ist der Lonely Planet bisher ungeschlagen, wenn es um die Themen "where to stay" und "where to eat" geht. Subjektive Kommentierung und exakte  Preisbenennung sind einfach super. Aber auch die ausführlichen Informationen hinsichtlich Öffnungszeiten und Stadtplänen sind für uns mittlerweile unverzichtbar.

Seit April 2001 gibt es berechtigterweise endlich auch einen Reiseführer nur für British Columbia (einschl dem Banff National Park). Dieser ist sehr viel  detaillierter als der Gesamtkanada-Führer und man vermißt vielleicht nur Calgary und Jasper National Park, was dann für eine Südwestenreise durch Kanada perfekt wäre.

 

Reise-Know-how Verlag - Canada/Westen

Nordamerika und Reise-Know-how sind eng miteinander verbunden und das merkt man bei jedem der Führer. Die allgemeinen Erläuterungen für das "1.  Mal" Kanada sind unterhaltsam und informativ geschrieben. Der Autor hat viel Leben in die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten gebracht und verweist  auch häufig auf die Möglichkeiten der Umgebung. Der Führer ist nach Fahrregionen aufgebaut und damit während der Reise sehr überschaubar. Für  Autofahrer wird auch auf schöne Fahrstrecken hingewiesen. Der Umfang der beschriebenen Campingplätze und der Unterkünfte ist mittlerweile so groß,  dass diese in einem extra beigefügten Heft zusammengefasst sind. Die Kosten für die Camperplätze sind in Dollar genannt, aber für die Unterkünfte nur in  allgemeinen Preisklassen. Hier hat der Lonely Planet die Nase vorn. Erwähnt sind noch viele gut überschaubare Straßen- und Wanderkarten. Man merkt  dem Reise-Know-How an, dass er von Wohnmobilreisenden geschrieben worden ist. Der Reiseführer ist für den Individualtouristen die erste Wahl.

  Iwanowski-Verlag - Kanada/Westen

Etwa  70 Seiten über die Besiedlung Kanadas, ca. 40 Seiten über die Pflanzen und Tiere dort, rd. 40 Seiten alphabetische Tipps und 350 Seiten  Reiseroutenplanung sind einschlagende Zahlen. Iwanowski leidet jedoch ein wenig unter der Unübersichtlichkeit der einzelnen Regionen. Unterkünfte und  Restaurants muss man sich aus einem gesonderten Verzeichnis suchen und Karten sind zu wenig und zu grob vorhanden. Es könnten die grundsätzlichen  Fragen ausgiebiger behandelt werden. Es fehlt zu dem auch an einer Beurteilung von Dingen, so dass man eventuell in einige Touristenfallen gelangen könnte.  Iwanowski und Reise-Know-How sind zwar vom Gesamteindruck sehr vergleichbar, jedoch war bisher immer der Reise-Know-How unser Sieger  zwischen den beiden Führern. Was jedoch immer wieder interessant ist, dass Iwanowski manchmal Regionen behandelt, die in einem anderen Führer viel zu kurz kommen.

The Milepost

Das DIN A4-große Buch mit rd. 800 Seiten wird jedes Jahr neu auf dem Markt gebracht und beschreibt ausführlich jeden Highway im Westen von  Canada und  Alaska. Eigentlich tut sich an den Highways nicht so fürchterlich viel, aber das Buch ist zu 25% mit Annoncen bestückt und die müssen natürlich jährlich erneuert werden, daher erschien in 2001 auch die 53. Ausgabe!  

So etwas Detailliertes haben wir in dieser Form noch nicht gesehen. Exakt nach Kilometern (eine Kommastelle) wird auf alles verwiesen, was sich an der  Straße auftut. Seien es die Mülleimer an einem kleinem Miniparkplatz oder die Bärenstatue vor einer Tankstelle am Wegesrand, die sich ja super zum  Fotografieren eignet. Jedoch auch jeder Lookout und alle Flußquerungen sind exakt auf den Zehntelkilometer angegeben. Eine tolle Beschäftigungstherapie für den Beifahrer,  der dem Fahrer dann berichten kann, was sich hinter der nächsten Kurve tut. Auf Ortschaften, Restaurants oder Unterkünfte wird gar nicht eingegangen. In Britsh Columbia  ist lediglich der Highway von Vancouver bis Jasper beschrieben und da fängt es an, etwas uninteressant zu werden. Wer allerdings viele Kilometer mit dem Wohnmobil in  einsamer Gegend auf den Highways unterwegs ist, dem sei dieses Buch zu empfehlen, da jeweils auch steht, wo es das nächste Mal Gas, Wasser oder einen Platz gibt.

Baedecker Allianz Reiseführerverlag - Kanada/Westen

Der Baedecker geht nach Staaten vor und sortiert dann die Orte alphabetisch. In unseren Augen findet man zwar schnell einen Ort, jedoch ist das Planen zur  Erkundung einer Region recht schwierig. Die Geschichte Kanadas wird ausführlich behandelt. Es gibt einen Verzeichnis über die Ziele, die im Westen am  sehenswertesten sind. Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten sind unseres Erachtens etwas leidenschaftslos beschrieben und es fehlt uns ein wenig das  Subjektive dabei. Es sind zwar oftmals Öffnungszeiten angegeben, aber Preise stehen nirgendwo dabei. Gleiches gilt für Unterkünfte.

 

Baxter Reiseführer

Klein, blau und einfache Gestaltung kennzeichnen diesen Führer. Laut Eigenwerbung das führende in den USA, nunja, vielleicht für die Amerikaner, was wir uns jedoch auch  nicht vorstellen können. Einfachste Karten, schlechter Druck und wenig interessant geschrieben führen für uns zu einem schlechten Urteil, so dass wir den Reiseführer gar nicht erst in die engere Auswahl nahmen.

  

Flüge

 Überraschenderweise haben wir festgestellt, dass es sogar direkt von Hamburg nach Vancouver Charterflüge gibt. Charterflüge können den Vorteil haben, dass der Preis  niedriger ist als bei einem klassischen Linienflug. Leider werden im Internet bei den Online-Buchungssystemen keine Charterflüge (Condor, etc.) berücksichtigt, so dass man  stets im Reisebüro nachfragen muß. Also warum nicht immer Charter fliegen, tja, weil nach Kanada nur ein Gepäckstück bis zu 20kg pro Person zulässig ist, alkoholische  Getränke extra kosten (außer Wein zum Essen), Kopfhörer mit DM 6,00 berechnet werden (Doppelklinkenstecker ähnlich wie Hapag Lloyd oder LTU) und dass die Stornierungen oder Umbuchungen schwierig bzw. teuer sind.

 Sowieso ist letzter Punkt sehr wichtig. Canada 3000 fliegt beispielsweise Hamburg einmal in der Woche an und ein Umbuchen würde jedesmal eine Woche Verzögerung  bedeuten, sofern denn überhaupt ein freier Platz vorhanden ist. Der Service war jedoch bei Canada 3000 so flink wie noch nie bei einer anderen Airline (trotz ausgebuchten  Fluges) und auch sehr zuvorkommend. Dafür gibt es jedoch kein Salzgebäck und "nur" vier Mal etwas zu trinken.  Aktuelle Anmerkung: Canada 3000 hat den Flugbetrieb eingestellt!

 Flüge sind von Mitte Juni bis Mitte September mit happigen Preiszuschlägen behaftet. Eine Alternative zu Flügen nach Vancouver ist vielleicht dann über Seattle/USA  hereinzukommen; die Staatsgrenze Kanadas ist nicht weit entfernt und ein Grenzübertritt ist problemlos.

 Der Flughafen Vancouvers ist gerade mal 15km und knapp 30 Minuten von Downtown entfernt. Taxis kosten rd. $30 in die Stadt. Das Reinfahren in die Stadt ist aufgrund  der Straßen, die schachbrettartig angelegt sind, sehr einfach. Eine erste grobe Starßenkarte erhält man im Büro des Pkw-Vermieters.

 

Kosten für unseren Kanada-Aufenthalt

Art

Euro Preis

zwei Flugtickes Hamburg - Vancouver  und zurück

791,47

Mietwagen für 3 Wochen

764,38

21 Übernachtungen in Motels u. B&B

852,43

Essengehen

654,73

Eintritte / Fähren

349,36

Tanken für 5.500 km

222,99

Reiseführer/Literatur

48,92

Diverses

244,89

Gesamt für 2 Personen

3.929,18